Am jeweils letzten Freitag im April wird von nun an der „Tag der Streuobstwiese“ gewürdigt. Ende April stehen nicht nur in Deutschland, sondern in vielen bedeutsamen europäischen Streuobst-Regionen wie in der Bretagne und Normandie, in Luxemburg und in der Schweiz, Österreich und in Slowenien die Obstbäume in voller Blüte.  Rund 5.000 Obstsorten und auch weit über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gibt es laut Angaben des „NABU-Bundesfachausschuss Streuobst“ allein in Deutschlands Streuobstwiesen.

Die extensive Form des Obstanbaus lässt Biodiversität und Obstvielfalt gedeihen und ermöglicht Erwerbsgrundlage, Genuss, Erholung und Tradition. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Streuobstanbau noch eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Doch Intensivierung der Landwirtschaft und des Bau- und Siedlungswesen bewirkte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen starken Rückgang. Streuobstwiesen gehören heute zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Gründe genug, um dieses wichtige Kulturgut von diesem Jahr an in die deutsche Liste ,Immaterielles Kulturerbe‘ aufzunehmen. (https://www.nabu.de/news/2021/03/29713.html)

Streuobstwiesen bilden das mitteleuropäische Äquivalent zur mediterranen Kulturlandschaft mit ihren Oliven- oder Mandelhainen.

Der NABU weiß um diese „Superorte“ und ist seit vielen Jahren regional, landes- und bundesweit in die Anlage, Pflege und Förderung des Streuobstwiesenbaus eingebunden. Dieser bewahrt kulturelle und ökologische Schätze, oft finden sich dort Bäume mit alten und fast vergessenen Obstsorten.

Die starkwüchsigen, hochstämmigen und großkronigen Bäume im Streuobstbau stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft, so der Name. Nach NABU-Schätzungen existieren bundesweit rund 300.000 Hektar Streuobstbestände, davon über 95 Prozent Streuobstwiesen.

Charakteristisch für Streuobstwiesen ist die landwirtschaftliche Doppelnutzung der Flächen: Die Fruchternte als Obernutzung der Bäume und deren extensive Unternutzung der Böden entweder als Mähwiese zur Heugewinnung oder direkt als Viehweide. Der Boden einer Streuobstwiese lässt oft auch eine große Anzahl blühender Wiesenkräuter wachsen, die je nach Standortcharakter divers zusammengesetzt sind. Eine artenreiche Flora ist bei klassischer Nutzungsweise besonders durch eine extensive Weidehaltung mit Rindern oder Schafen begünstigt.

Tafelobst, Säfte, Obstbrände stellen verschiedene Möglichkeiten dar, wie man Streuobstprodukte vermarkten kann. Diese sind meist teurer als die entsprechenden Produkte aus der intensiven Produktion in Obstplantagen (auch weit entfernter Länder) und einer industriellen Verarbeitung. Mit dem Kauf von Streuobstprodukten kann der Verbraucher also einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses Lebensraumes leisten. Insekten, nicht nur Bienen, viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, insbesondere Vögel, z. B.  Kauz und Schleiereule danken herzlich.

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Fotos: Norbert Osterholt