Am Rande eines Ackers im Kreis Borken wurde ein Schild entdeckt, das scheinbar über „Pflanzenschutz“ informiert. Die Tafel, die zunächst wie eine Informationstafel wirkt, enthält einige Behauptungen, die wir als NABU-Kreisverband Borken gerne richtig stellen möchten. Zunächst einmal möchten wir betonen, dass das Wort „Pflanzenschutzmittel“ ein Euphemismus für „Pflanzen- und Insektengift ist“. Denn „geschützt“ wird nur die jeweilige Nutzpflanze, alle anderen Pflanzen und viele Insekten werden durch den Einsatz getötet. Die Behauptung „Nutzpflanzen brauchen Schutz“ kommentieren wir wie folgt: Nutzpflanzen sind Pflanzen, die dem Menschen nutzen, der restlichen Natur jedoch schaden.
Nur ein geringer Anteil an Nutzpflanzen wird für Lebensmittelerzeugung genutzt
Der intensive Anbau von Nutzpflanzen zerstört langfristig Böden. Insekten bietet er weder Lebensraum noch Nahrung und trägt somit zum massiven Insektensterben bei. Pflanzen, die Insekten Nahrung und Lebensräume bieten, werden oft, auch auf diesem Schild, als „Unkräuter“ bezeichnet. So heißt es: „Unkräuter rauben ihnen Nährstoffe, Wasser und Licht“. Unkräuter gibt es in der Natur aber nicht. Das was in der Landwirtschaft gerne als Unkraut bezeichnet wird, bietet in Wahrheit vielen Insekten einen Lebensraum – und damit den Vögeln. Ohne „Unkraut“ gehen uns diese Tiere langfristig verloren und damit auch wichtige Bestäuber für die Erzeugung von Obst. Weiterhin wird behauptet: „Ohne modernen Pflanzenschutz gehen die Ernten dramatisch zurück: Im Getreide bleibt uns Landwirten im Durchschnitt nur der halbe Ertrag.“ Kurzfristig gedacht mag das stimmen. Allerdings sollte bei diesen Zahlen bedacht werden, dass es sich hierbei nicht um Lebensmittel handelt, die verloren gehen. Denn nur noch ein geringer Teil der angebauten Nutzpflanzen wird für die Lebensmittelerzeugung genutzt. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 konnten laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Deutschland 44,2 Mio. Tonnen Getreide für den Binnenmarkt geerntet und verwendet werden. Davon wurden nur 8 Mio. Tonnen für die Lebensmittelerzeugung genutzt. Der Rest wurde für die Herstellung von Tierfutter (25 Mio. Tonnen), zur Energieerzeugung genutzt oder industriell verwertet. Zudem landet weltweit ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Müll. Langfristig gesehen bedeuten der intensive Anbau und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Zerstörung von Böden, auf denen keinerlei Anpflanzung mehr möglich ist. Dann bleibt den Landwirten nicht mehr nur noch der halbe Ertrag, sondern überhaupt kein Ertrag mehr.
33.880 Tonnen purer „Pflanzenschutzmittel“-Wirkstoffe jährlich auf deutschen Äckern
Bei den vom Bundesumweltamt (BUA) ermittelten 33.880 Tonnen reiner Wirkstoffe „Pflanzenschutzmittel“, davon 5000 Tonnen Glyphosat, die jährlich in Deutschland auf den Feldern ausgebracht werden, halten wir die Aussage: „Wir Landwirte sind Profis. Unser Grundsatz ist: So viel Pflanzenschutz wie nötig, so wenig wie möglich“ für schlichtweg gelogen. Auch das BUA betont, dass „die derzeitige Intensität des chemischen Pflanzenschutzes in Deutschland ökologisch nicht nachhaltig“ ist und die wesentlichen Ziele der Umwelt- und Naturschutzpolitik gefährde. Hinter dem Herausgeber des Schildes steckt übrigens der Industrieverband Agrar. Dort organisieren sich 54 Mitgliedsunternehmen, die vor allem sogenannte „Pflanzenschutz“- und Düngemittel herstellen. Mitglieder sind beispielsweise Bayer und Monsanto. Bei dem Schild handelt es sich also nicht um eine Informations- sondern um eine Werbetafel für Pflanzen- und Insektengifte.
Nachtrag
Seit dem Erscheinen dieses Artikels müssen wir viele böse Beleidigungen und gar Verleumdungen über uns ergehen lassen. Mit dem folgenden Statement wenden wir uns direkt an alljene, die in der Diskussion den Bereich des Sachlichen erheblich überschreiten:
Die vielen offensichtlich untereinander abgesprochenen Kommentierungen aus der konventionellen Landwirtschaft auf Facebook verdeutlichen uns, dass wir mit der Kritik an dem „Informationsschild“ der Agroindustrie offenbar voll ins Schwarze getroffen haben. Mit vielen unsachlichen und teilweise gar beleidigenden Antworten haben Sie Ihrem Berufsstand einen Bärendienst erwiesen. Es scheint Ihnen offensichtlich entgangen zu sein, dass immer mehr Menschen die Form Ihres Wirtschaftens ablehnen. Mit Ihren wenig sachlichen und erst recht nicht fundierten Kommentaren wollen Sie rechtfertigen, dass Sie mit Ihrer mit Antibiotika belasteten Gülle unser aller Grundwasser verseuchen. Sie wollen vertuschen, dass Sie unsere Fließgewässer verschmutzen. Sie wollen rechtfertigen, dass Sie das laut Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) höchst wahrscheinlich krebserregende Glyphosat noch immer massenhaft versprühen, so dass es nicht nur auf Ihren Äckern landet, sondern auch in der Luft und im Wasser. Sie fragen danach, was Massentierhaltung sei. Wenn 4.000 Schweine, allesamt hochintelligente und sensible Tiere auf der Größe eines Fußballfeldes gehalten werden, dann ist das sehrwohl Massentierhaltung – mit all ihren negativen Folgen für das Wasser, die Luft und den Boden, aber auch für die Tiere und die Konsumenten. Es ist nur peinlich, dass Sie sich als Opfer der NGOs sehen und uns als „Hetzer“ betrachten. Wir als ehrenamtlich tätigen Naturschützer wollen im Sinne kommender Generationen unsere Lebensgrundlagen erhalten! Naturschutz ist Menschenschutz! Das machen wir unentgeltlich und in unserer Freizeit, während Sie dagegen aus Brüssel Milliarden an Subventionen (Steuergelder!) erhalten, um damit Wasser, Luft und Boden zu vergiften. Dafür gibt es weder eine Rechtfertigung noch eine Entschuldigung! Und Ihre biologisch arbeitenden Kollegen ebenso übel anzugehen wie uns vom NABU, disqualifiziert Sie nur noch mehr! Ihre Kommentare verdeutlichen nur, dass Sie entweder nicht mehr wissen was Sie tun, weil Sie sich von den Pestizid- und Düngerherstellern in den sogenannten „Sachkundelehrgängen“ massiv haben manipulieren lassen, oder aber aus Ihren aggressiven Beiträgen spricht der Frust darüber, dass immer mehr Menschen Ihr Handeln durchschauen und es dementsprechend ablehnen.
NABU-Kreisverband Borken e. V.