Ein frostiger, trüber und wirklich grauer Dezembermorgen empfing die zahlreich angereisten Helfer*innen des NABU im Burlo Vardingholter Venn an diesem Samstag des dritten Adventswochenendes. Ca. 30 Personen hatten den Weg in das grenznahe NSG gefunden. Seit Jahren steht dieses hochwichtige Biotop im Brennpunkt der Naturschützer*innnen des NABU Kreisverbandes Borken. Der Pflegeeinsatz fand in einer Kernzone des Moors statt. Es wurde wirklich Zeit, die hochgradig wuchernden Bestände junger Kiefern- und Birkenschößlinge zu entfernen. Die Verbuschung war schon kräftig vorangeschritten. Mit der großen Zahl tatkräftiger Helfer*innen ging es gegen diese Verbuschung heute dynamisch voran.
In dieser Kernzone des Moores hat sich ein kleiner und letzter Rest der Ursprünglichkeit unserer einmaligen Naturregion erhalten. Der NABU schützt und pflegt dieses besondere Kleinod seit Jahrzehnten mit hohem Engagement. Hier gedeihen Sonnentau, Rosmarin- und Glockenheide und selten Insekten und Amphibien. Jetzt ist wieder mehr Raum und Licht für die nur hier lebenden Pflanzen und Tiere.
Das viel zu trockene Jahr hatte dafür gesorgt, dass in dieser sonst unzugänglichen Region überhaupt gearbeitet werden konnte. Der Weg zum Einsatzort war „vennartig“ schwierig. Gummistiefel waren dringend nötig und Schritte und Bewegungen waren auf dem schwankenden Untergrund des moortypischen Schwingrasens recht mühsam. Hilfreich war dabei auch der voran gegangene strenge Nachtfrost, der den feuchten Grund zumindest in den ersten Morgenstunden noch tragfähig hielt.
Es lag eine Erlaubnis der unteren Landschaftsschutzbehörde des Kreises Borken vor, damit durften an ausgemachten Orten im NSG Feuer gemacht werden. Denn, wo sollen die Unmengen an geschnittenen Bäumchen und Buschwerk bleiben? Ein Transport in eine Zone außerhalb des NSG schied aufgrund der Distanzen und Bedingungen des Terrains aus.
So wurden Zweige und Geäst vor Ort an zwei Feuerstellen verbrannt und das NABU Pflegeteam arbeitete sich von diesen Stellen in das Venn hinein und aufeinander zu, leistete dabei kräftige Schnitt- und Sägearbeit, verbunden mit einer zähen und mühsamen Schlepperei des Schnittguts. Letztlich war nach Stunden und aufgrund der zahlreichen Hände das gesamte Gebiet wieder von den unerwünschten und hochwachsenden Pflanzen befreit.
Zufrieden, aber auch erschöpft klang dieser erfolgreiche Arbeitseinsatz am wärmenden Feuer aus: Neben heiß ersehnten Grillwürstchen gab es Kaffee, Tee und Brötchen und adventsgerecht, selbstgebackene Christstollen und Plätzchen. Ein famoser Abschluss eines richtig schönen Adventssamstages.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der NABU Redaktion ein aktuelles Schreiben von Prof. Dr. Rüdiger Wittig (Ehemals), Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der J.W.-Goethe-Universität in Frankfurt a. M. vorliegt. Dieser hatte an diesem Einsatzort bereits 1979 eine „Bestandsaufnahme von Flora und Vegetation des Burlo-Vardingholter Venns durchgeführt und diese im Jahr 2020 wiederholt“. Dieser attestiert, dass der „erstaunlich gute Zustand des Gebietes … mit Sicherheit nicht zuletzt auf Pflegemaßnahmen des NABU zurück“ zu führen ist. Lob und Anerkennung dieser wissenschaftlichen Diagnose erfreut alle Aktiven des NABU des KV Borken sehr. Wir sehen uns mächtig bestätigt in unserem Einsatz für die Natur im Kreis Borken.
Die Pflegeeinsätze des NABU werden von einer sehr aktiven Gruppe älterer und jüngerer Menschen, Berufstätigen und Rentner*nnen, Schüler*nnen und Studierenden gemacht. Die Helfer*nnen kommen aus dem gesamten Kreisgebiet und nehmen auch weite Fahrten in Kauf, um Naturschutz aktiv zu gestalten. Die Arbeit macht Spaß, es ist ein naturnahes Workout, das manchmal auch zu Muskelkater führt. Die sinnhafte und gemeinsame Arbeit in den landschaftlich reizvollen Naturgebieten führt dazu, dass nicht nur am Wochenende auch in der Woche sich hilfsbereite Naturbegeisterte treffen und diese wichtigen und dringend nötigen Pflegemaßnahmen übernehmen.
Mach Du doch auch mit. Wir brauchen dich.
Rolf Souilljee ist Leiter der Pflegeeinsätze und informiert gern. Tel 02871 184916
Fotos und Text: Norbert Osterholt