Über 20 Helfer*innen waren dem NABU-Pflegeaufruf an diesem Samstag nach Wertherbruch gefolgt. Bei frostigem, aber sonnigem Wetter war es diesmal ein schöner Arbeitseinsatz. Es gab es viel zu tun. Vor 5 Jahren hat der NABU KV Borken in Wertherbruch eine Wiese gekauft, dies in Kooperation mit der NRW Storchenstiftung, die dort bereits ein Nachbargrundstück erworben hatte.

Die Naturschutz-Idee: Der Erhalt einer größeren zusammenhängenden Naturfläche in Form einer Wildblumenwiese mit möglichst zahlreichen Blühaspekten. Es soll ein Lebensraum für Insekten aller Art, wie Schmetterlinge, Käfer und Grashüpfer entstehen. Neben der Pflege und Erhöhung der Artenvielfalt soll damit auch das Nahrungsangebot für Störche angereichert werden. Der Rand der NABU Wiese ist von einer Heckenstruktur aus Obstbäumen und Kopfweiden gesäumt.

Diese Kopfweiden werden in einem regelmäßigen mehrjährigen Rhythmus durch den NABU geschnitten und so erhalten. In früheren Zeiten dienten Kopfbäume vornehmlich der Gewinnung von Schnittholz als Bau- und Flechtmaterial z.B. beim Bau von Gattern und Zäunen, bei der Korbflechterei, als Stiele diverser Arbeitsgeräte und auch als Brennholz. Schon aus dem Jahre 1100 v. Chr. stammen gesicherte Nachweise über die historische Verwertung von Kopfweiden für Körbe, Fischreusen und Zäune. Aber auch in der Gegenwart findet das Weidenmaterial noch teilweise Verwendung bei der Befestigung von Böschungen.

Heute haben Kopfweiden eine ökologische und landschaftsbildprägende Bedeutung. Sie bieten etlichen Tieren Lebensraum, bedingt durch ihren hohen Totholz-Anteil und die Hohlräume im Weichholz der Weiden. So besitzen sie wichtige Brutmöglichkeiten für Kleinvögel wie Rotschwänzchen und Bachstelze, aber auch den besonders schützenswerten Steinkauz.

Alte, dicke Kopfbäume gehören zu den insektenreichsten Pflanzen Europas und werden von zahlreichen Totholzbewohnern – darunter auch seltene Käferarten – besiedelt. Die blühenden Weidenkätzchen wiederum sind für Bienen eine äußerst wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr.

Je älter der Baum wird, desto größer und umfangreicher wird der „Kopf“ und so steigt die Bedeutung dieser Baumbiotope mit ihrem Alter. Als vielfältig besiedelte Kleinlebensräume können sie für die Biotopvernetzung wertvolle Trittsteinbiotope darstellen. Kopfweiden sind markante Kulturlandschaftselemente und prägen das typische Erscheinungsbild einer Landschaft unserer Heimat und stellen charakteristische Blickfänge dar.

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/naturschutz/biodiversitaet/kopfbaeume/index.htm

Seitdem das Holz nicht mehr für Korbflechtarbeiten, als Heizmaterial oder anderweitig genutzt wird, ist der Bestand dieser Kulturbaumform in unseren Breiten leider stark rückläufig.

Wenn Kopfweiden lange nicht geschnitten werden, brechen ihre Kronen bei Sturm oder auch der Last ihrer Äste wegen auseinander und sind dann zerstört. Durch das Schneiden der Kopfweiden und das Setzen von Stecklingen versucht der NABU dieser Verarmung der Kultur- und Naturform entgegenzuwirken.

Das Restholz wird in die vorhandene Heckenstruktur oder Flechthecke in das Wiesenbiotop eingebunden und dient Kleinsäugern wie Igeln oder Kleinvögeln als Schutz- und Brutraum.

https://www.nabu-neuss.de/unsere-projekte/kopfweidenpflege/

 

Bei dem NABU Pflegeteam handelt es sich um eine sehr aktive Gruppe von älteren und jüngeren Menschen, Berufstätige und Rentner*nnen, Schüler*nnen und Studierende. Die Helfer*nnen kommen aus dem gesamten Kreisgebiet und nehmen auch weite Fahrten in Kauf, um Naturschutz aktiv zu gestalten. Die Arbeit macht Spaß. Es ist ein Workout an der frischen Luft, der durchaus zu nassen Füßen und auch zu Muskelkater führt. Nicht nur am Wochenende auch in der Woche treffen sich hilfsbereite Naturbegeisterte, um diese wichtigen und dringend nötigen Pflegemaßnahmen zu leisten.  Alles geschieht freiwillig und eine Mitgliedschaft ist nicht nötig. duu gehörst dann zu den Menschen, die wissen, dass sie Sinnhaftes tun. Die gemeinsame Arbeit schafft Kontakte und macht viel Freude. Heute war Leonard erstmals dabei. Komm du doch auch. Wir brauchen dich.

Rolf Souilljee ist Leiter der Pflegeeinsätze und informiert gern. Tel 02871 184916.

Fotos und Text: Norbert Osterholt