Die haarige Raupe gibt dem Schmetterling seinen Namen. Ihr schmecken viele Pflanzen, hier ist es Natternkopf. Foto: Marianne Harborg
Der Schmetterling des Jahres ist der „Braune Bär“
Diesen besonderen Schmetterling bekommen wir aber nur mit einigem Aufwand zu sehen. Er ist nämlich ein Nachtfalter, der erst ab Mitternacht unterwegs ist. Mehr Chancen haben wir, seine namensgebenden Raupen zu sehen. Die Raupen des Braunen Bären haben nämlich einen dichten, haarigen „Pelz“ und fallen damit auf, wenn sie im späten Frühjahr auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz sind und dabei auch Straßen und Wege überqueren. Will man sie vor herannahenden Fahrzeugen retten, kann man sie getrost (natürlich behutsam) in die Hand nehmen. Ihre Haare machen, anders als die der Raupen des Eichenprozessionsspinners, keine allergischen Reaktionen.
Die Flugzeit des Braunen Bären ist im Hochsommer von Juli bis Mitte September.
Er ist ein recht großer, schön gefärbter Schmetterling. Seine Vorderflügel sind dunkelbraun, überzogen von einem großmaschigen Geflecht aus weißem Muster. Dadurch ist er mit zusammengeklappten Flügeln auf Baumrinden kaum zu erkennen. Wird er aber gestört, zeigt er ruckartig seine orange-rot gefärbten Hinterflügel mit blauen „Augen“. Das dient der Abschreckung. Tagsüber ruht der Falter in der Vegetation.
Seine bevorzugten Lebensräume sind luftfeuchte Waldränder, Bachufer, hohe Staudengesellschaften, auch naturnahe Gärten. Die Raupen sind nicht besonders wählerisch, was ihre Futterpflanzen angeht, und fressen an vielerlei Stauden und Laubgehölzen.
Früher war der Braune Bär (Arctia caja) ein sehr häufiger Falter. Deutschlandweit gehen seine Bestände allerdings seit einiger Zeit zurück. Wie viele andere nachtaktive Falter hat er außer dem üblichen Verlust von Lebensräumen ein Problem mit zu viel nächtlicher Beleuchtung; Fachleute sprechen von „Lichtverschmutzung“. Eigentlich orientieren sich Nachtfalter sehr gut an schwachem Mond- und Sternenlicht. Speziell das grelle blaue Licht von Hochdruck-Quecksilberdampflampen in Straßen- und Industriebeleuchtungen ziehen sie aber stark an und sie können diesem Licht nicht mehr entfliehen. Oft fliegen sie dann bis zur Erschöpfung um die Lichtquelle herum. Für ihre Fressfeinde, hauptsächlich Fledermäuse, werden sie dort zur leichten Beute. Da sie eigentlich nur unterwegs sind, um sich fortzupflanzen, ist das doppelt tragisch. Daher sollten zum Beispiel auch Gartenleuchten oder Firmenbeleuchtungen so wenig wie möglich in Betrieb sein, vor allem nicht spätnachts.
Mit der Wahl des Braunen Bären zum Schmetterling des Jahres möchten die Insektenkundler auf das Problem der Lichtverschmutzung aufmerksam machen.
Der Schmetterling des Jahres wird alljährlich vom „Bund NRW Naturschutzstiftung“ und von der „Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.“ gewählt. Auf deren Internetseiten findet man noch ausführlichere Informationen mit Fotos.
Marianne Harborg
Quellen:
Internetseiten
BUND-NRW-Naturschutzstiftung.de „Schmetterling des Jahres 2021“
Lepidopterologische Arbeitsgemeinschaft Rheinland, „Brauner Bär ist Schmetterling des Jahres“
„Oedippus“ Band 38 (2020), Herausg. Gesellschaft für Schmetterlingsschutz, c/o Helmholz-Zentrum für Umweltforschung, Halle