Der Borkener Kreisverband der Grünen hatte zu einem Diskussionsabend zum Thema „Blickpunkt Wolf“ in die Gaststätte Brömmel-Wilms eingeladen. Moderiert vom Bundestagskandidat Heinrich Rülfing waren standen der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jan-Niclas Gesenhues und der Vorsitzenden des NABU Kreisverbandes Borken Martin Frenk Rede und Antwort. Gut 200 Zuschauer und über 70 weiter online eingeschaltete Zuhörer waren daran interessiert, wie es mit der Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltern bestellt ist und wie man diese verbessern kann.
„Kühlen Kopf bewahren“, das schlechte Monitoring verbessern und adäquaten Herdenschutz in unserem Landschaftsraum auch von Hobbyweidehaltern einzufordern, sieht Martin Frenk vom NABU als die wichtigsten Werkzeuge, im Umgang mit den großen Beutegreifern. Die Probleme wären heute nicht so groß, wenn wir rechtzeitig konsequent Herdenschutz betrieben hätten. Vielmehr hätten schlechte Zäune für Trainingseffekte bei den Wölfen gesorgt und so Wölfe auch auf Weidetiere teilkonditioniert.
Im Kreis Borken habe es im Jahr 2024 12 Rissvorkommen gegeben und diese Weiden seien alle ohne Grundschutz gewesen. Hier müsse man den Herdenschutz verbessern, damit Rissvorkommen vermieden werden könnte. Gerade Hobbyhalter hätten zum Schutz ihres Eigentums eben auch eine Verantwortung. Eine Bestandsregulierung, wie von Landwirten und Jägern gefordert, bringe aus seiner Sicht nicht, weil nach einem Abschuss „der nächste Wolf bereits in der Tür stünde“.
In Frankreich, Schweden und in der Schweiz hätten Evaluationen gezeigt, dass die Risszahlen durch die Reduzierung, d.h. Abschüsse von Wölfen nicht zurückgegangen wären. Teilweise wären sie sogar gestiegen, weil intakte Rudelstrukturen durch fehlende Partner zerstört und dadurch Notsituationen geschaffen worden seien, die zu verstärkten Risszahlen geführt hätten. Dies habe der Leiter des LANUV auch auf Nachfrage bestätigt. Ausgeblendet in dieser aufgeheizten Debatte würden auch die Ökosystemleistungen des Wolfes, weil dieser besonders kranke und alte Wildtiere jage und dadurch diese Population gesund halte. Zudem sei im Wald das Schalenwild stärker in Bewegung und dadurch würden die Verbissschäden reduziert bzw. besser verteilt.
Jan-Niclas Gesenhues bestätigte im Wesentlichen diese Einschätzungen, warb darum den einzelnen Landwirt nicht auf seinen Kosten sitzen zu lassen. Hier müsse neben der Erstattung der Kosten für Zäune bzw. von Herdenschutzhunden auch der Arbeitsaufwand des Halters und die Unterhaltskosten mit in die Förderkulisse aufgenommen werden. Auch der Abschuss von Problemwölfen müsse vereinfacht werden, ohne dass es zu pauschalen Abschüssen käme. Frenk verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die bekannte Wölfin Gloria von den Gerichten bescheinigt worden sei, dass Sie eben keine Problemwölfin sei, weil sie sich nicht auf Weidetiere spezialisiert habe. Ein Abschuss käme eben nur in Frage, wenn Wölfe 40 – 50 Prozent ihrer Beute aus Weidetiere bezögen. Das sei aber nirgendwo in Deutschland der Fall.
In der anschließenden Diskussion kam auch der Aspekt der Angst vor dem bösen Wolf in den Blickpunkt. Diese Angst müsse ernst genommen werden, aber man müsse eben auch feststellen, dass in den 25 Jahren seit der Rückkehr des Wolfes in Deutschland es keinen Angriff auf Menschen gegeben habe. „Der Mensch ist für den Wolf keine Beute“, so Frenk.
Der Bürokratieaufwand bei der Beantragung von Herdenschutzmaßnahmen und Rissaufnahmen wurde von den Weidetierhaltern kritisiert und an die Landesregierung adressiert.
Insgesamt kamen alle Interessengruppen zu Wort und trotz unterschiedlichen Auffassungen würde sehr sachlich miteinander diskutiert. Als Fazit stellte Heinrich Wülfing nach 2 Stunden fest, dass es wichtig war, die verschiedenen Interessengruppen zusammenzubringen. Dies sei gelungen.

v.l.n.r: Martin Frenk (Vorsitzender des NABU Borken), Alexandra Schoo (Bundestagskandidatin der Grünen für den Bundestagswahlkreis 123 – Steinfurt I, Borken I), Dr. Jan-Niclas Gesenhues MdB (Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium), Heinrich Rülfing (Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis Borken II)