Ein kleiner Heideweiher im deutsch-niederländischen Grenzgebiet darf als Fußgänger betreten werden. Ein kleiner Pfad schlängelt sich durch das Terrain. Vorsichtiges und behutsames Fuß-vor-Fuß-setzen ist angesagt. Schnell ist etwas zerstört. Überall sprießen kleinste Sonnentaupflänzchen aus dem Boden. Ein Verweilen und Innehalten ist angesagt und ein genaues Hinschauen, hier ist was los! An diesem wunderbaren Ort wachsen nicht nur Glocken- und Besenheide, auch überraschender Weise der sehr seltene Lungenenzian. Diese Pflanze war einst in unserer Region weitverbreitet und ist seit langem vom Aussterben bedroht. Eine schöne Population des Sumpfhartheus breitet sich hier aus. In den Roten Listen Deutschlands und der genannten Bundesländer wird die Pflanze als „stark gefährdet“ eingestuft. Nach der Bundesartenschutzverordnung handelt es sich um eine „besonders geschützte Art“. Viele Wildbienenarten, Heupferdchen, Libellen und zahllose weitere Insekten krabbeln, fliegen, springen und erzeugen eine lebhafte Soundkulisse. Überall haben Wespenspinnen ihre Netze aufgespannt und lauern auf Beute.

Noch gibt es diese kleinen Habitate. Hitze und Dürre haben auch den hochwertigen Naturräumen unserer Region stark zugesetzt. Die Anpassungsfähigkeit von Flora und Fauna ist hochgradig gefordert. Was hier nicht wächst, kommt wohl nicht mehr wieder.

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„Die Bemühungen um eine Renaturierung des Sonnentaus haben gezeigt, dass einmal verlorene Standorte nicht mehr durch Wiederansiedelung zurückgewonnen werden können, da der ökologische Spielraum hinsichtlich der Standortfaktoren sehr eng begrenzt ist. Durch den verstärkten gesetzlichen Schutz der Moore und Anmoore konnte der Rückgang zwar gebremst werden, dennoch sind die meisten Sonnentau-Arten weiterhin stark gefährdet. Das relativ unscheinbare Erscheinungsbild sowie der kleine, niedrige Wuchs dieser Pflanzen erschwert generell die Schutzbemühungen vor Ort. Oft werden Sonnentaugewächse im Gelände übersehen oder gar nicht erkannt.“ (wikipedia)

Der kleine Heideweiher im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist nicht mit einem Betretungsverbot versehen. Glücklicherweise ist er nicht so bekannt. Unachtsamkeit kann hier viel Schaden anrichten. Grauenhaft die Vorstellung, dass Hundehalter hier ein Badeplätzchen für ihren Liebling entwickeln. Leider ist dies beispielsweise in Verbotszonen des Burlo-Vardingholter Venn immer wieder festzustellen, ebenso ein Missbrauch als Picknickplatz.

Die größte Problematik und Bedrohung stellen jedoch die klimatischen Veränderungen dar. Hier kommt der ehrenamtliche Naturschutz an seine Grenzen.

„Nasse Moore dienen als Lebensraum für hochspezialisierte, an die Umgebung angepasste und deshalb seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten und erfüllen durch ihre Wasserspeicherkapazität wichtige Funktionen als Temperatur- und Feuchtigkeitsregulatoren. Neben dem Schutz intakter Moore bilden die Wiederherstellung und die nachhaltige Bewirtschaftung von Moorböden zentrale Herausforderungen.“

https://kommunalwirtschaft.eu/tagesanzeiger/detail/i41401/c136

„Intakte Moore sind effektive Klimaschützer und wichtig für die Biodiversität. Obwohl sie nur 3 Prozent der Landfläche weltweit ausmachen, speichern sie doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder. Werden Sie zerstört, emittieren sie dagegen große Mengen Treibhausgase.“

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wie-die-eu-ihre-moore-besser-schuetzen-kann

Hier muss die Politik weitaus mehr Kraft und Engagement realisieren, auch in unserem Land NRW und auch vor Ort in unserem Kreis.

Unvorstellbar aber leider wahr, dass die vorige Landesregierung aus CDU und FDP mit einer unfassbar ignoranten Haltung die erste Naturschutz-Volksinitiative zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Geschichte des Landes NRW abgelehnt hat.

https://nabu-borken.de/cdu-und-fdp-lehnen-volksinitiative-ab-ohrfeige-fuer-den-naturschutz/

Es besteht nach wie vor ein „brennender“ Handlungsbedarf für den Schutz unserer Moore und Artenvielfalt.

Text und Fotos: Norbert Osterholt