In der heutigen Zeit, in der die Menschheit vor den beiden größten Herausforderungen ihrer Geschichte steht, die anthropogen verursachte Erderwärmung und das ebenfalls anthropogen bewirkte Massenaussterben wild lebender Tier-, und Pflanzen- und Pilzarten, ist ein solches Erweiterungsvorhaben völlig unpassend und unzeitgemäß.

Zwar mag das Burloer Unternehmen nach eigenem Bekunden bis 2030 „klimaneutral“ wirtschaften, bleibt das Produzieren von Orchideen als Zimmerschmuck und Konsumprodukt bis dahin doch ein energieintensives und keineswegs nachhaltiges Unterfangen. Letztlich lehnen wir die Überbauung weiterer 2,3 Hektar freier Fläche zugunsten der Produktion eines verzichtbaren Luxusproduktes schlichtweg ab. In der moornahen Burloer Region wuchsen früher stark verbreitet heimische Orchideen, die für viele heimische Insektenarten unverzichtbar sind. Gezüchtete Orchideen hinter Glas in einem hermetisch abgeschlossenen Gewächshaus haben keinerlei Wert für unsere heimischen Insekten. Wir Menschen sind eingebunden in die ökologischen Zusammenhänge, wir benötigten die Vielzahl heimischer Insektenarten. Wenn eine Insektenart ausstirbt, zieht dies immer weitere sich multiplizierende ökologische Folgeschäden nach. Der Verlust von naturnahen Lebensräumen durch Überbauung und Versiegelung ist neben den weiteren Auswirkungen der industrialisierten Landwirtschaft maßgeblich verantwortlich für Aussterben vieler heimischer Tier-, und Pflanzen- und Pilzarten.

Als Naturschützer erhalten wir als Argumentation stets entgegnet, dass wir einseitig nur die ökologischen Belange sehen, hingegen müssten Politik und öffentliche Verwaltung auch eine „wirtschaftliche Vernunft“ als Entscheidungsgrundlage wählen. Dem halten wir entgegen, dass diese geplante Betriebserweiterung alles andere als wirtschaftlich vernünftig ist! Die massive Zunahme der Erderwärmung – verharmlosend als „Klimawandel“ bezeichnet – und die dramatische Abnahme der Biodiversität (auch im Kreis Borken!) ziehen volkswirtschaftlich erheblich Kosten nach sich, deren Ausmaße heute noch nicht annähernd absehbar sind.

Dass das fortschreitende Versiegeln von Flächen Schaden nach sich zieht und immense Kosten verursacht, haben wir im vergangenen Sommer durch die Hochwasserkatastrophen auch in NRW erleben müssen. Hochwasserkatastrophen sind das eine, die fehlende Neubildung von Grundwasserkörpern das andere. Sämtliche Flächenversiegelungen gefährden zudem dauerhaft die Trinkwasserversorgung in unserer Region! Im Kreis Borken wird weiterhin noch immer viel zu großzügig mit Flächen umgegangen. In allen Kommunen werden weitere Gewerbegebiete und Neubausiedlungen geplant.

Der NABU Kreisverband betrachtet die Erweiterung der Orchideengärtnerei in Burlo als ein weiteres deutlich negatives Beispiel dafür, dass die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung die menschheitsbedrohlichen Dimensionen der Klimaveränderung – aufgrund einer Fixierung auf kurzfristigen Profit – in Denken und Handeln noch nicht erkannt haben.

Deshalb fordern wir als NABU-KV Borken alle Verantwortlichen dazu auf, sich endlich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden, ihre Wahlprogramme und Versprechen aus Wahlkampfzeiten umzusetzen und ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Handeln tatsächlich als oberste Priorität anzusiedeln.

Michael Kempkes

Vorsitzender Kreisverband Borken e.V.

Orchideenwiesen findet man mittlerweile wieder – unweit von Burlo – im niederländischen Grenzbereich nebenan. (Foto – Norbert Osterholt)