Im Rahmen des Informationsabends der Stadt Bocholt zur Erweiterung des Industrieparks ist deutlich geworden, dass die Vertreter der Verwaltung in keinerlei Hinsicht kompromissbereit sind. Sie wollen die Vermarktung der gesamten Fläche, ohne dass die ökologisch wertvollen Parzellen mit den drei ehemaligen Hofstellen mit altem Baumbestand sowie dem Wäldchen am Laaker Bach ausgespart werden, obschon dies möglich wäre. Es interessiert die Verwaltung nicht, dass dort teils jahrhundertealte Bäume stehen, die einen unverzichtbaren und unwiederbringlichen ökologischen Wert haben. Es soll also maximal vermarktet werden! Haben die Vertreter aus dem Rathaus nicht die Zeichen der Zeit erkannt? In Bayern geben mehr als 1,75 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme ab, um ein unmissverständliches Zeichen für den Erhalt der Biodiversität zu setzen. In Bocholt wird dagegen maximal vermarktet und Themen wie Klimawandel und Artensterben sind allenfalls etwas, das man mal in Sonntagsreden erwähnt. Doch dieses Verhalten ist auch volkwirtschaftlich unsinnig und zudem gefährlich, denn das Insektensterben hat gravierende ökonomische Auswirkungen. Und auch das immer weiter abnehmende Stadtgrün hat massive negative volkswirtschaftliche Auswirkungen für unsere Heimatstadt Bocholt. Dazu möchten wir einige wichtige Sätze aus dem Aufsatz von Sören Keller, erschienen in der aktuellen Ausgabe der „Gartenfreund – Verbandszeitschrift für das Kleingartenwesen“ zitieren:
I-Park: Stadt Bocholt lässt sich auf keine Kompromisse ein
„Standortvorteil Stadtgrün (…) Um diese Frage zu beantworten, erfassen Wissenschaftler die Leistungen der Natur unter dem sperrigen Begriff der „Ökosystemleistungen“.
Zusammengetragen haben sie eine erstaunliche Vielzahl von Punkten: Natur in der Stadt hilft, Wetterextreme wie Hitzewellen oder Starkregenereignisse abzumildern, sie hält die Funktionsfähigkeit des Bodens aufrecht und reguliert den Grundwasserhaushalt. Sie reduziert Staub und Lärm und bietet Pflanzen und Tieren einen Lebensraum. Stadtgrün ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es beeinflusst etwa die Immobilienpreise und die ökonomische Bedeutung eines Gebietes – laut einer Studie der TU Dortmund bis zu einem Umkreis von 1500 m. „Grün“ ist ebenso ein wichtiger Standortfaktor – so haben beliebte Städte mit einer hohen Lebensqualität fast immer einen hohen Grünanteil“.
Soweit die unseres Erachtens wichtigsten Sätze eines Aufsatzes mit dem Titel „Der unsichtbare Wert. Welchen Nutzen hat das Grün in der Stadt?“.
Aus diesen Sätzen wird mehr als deutlich, dass die in den letzten Wochen erfolgten Fällungen zahlreicher alter, aber überwiegend gesunder Bäume (Adenauerallee, Buchenallee, Akazienweg) ebenso schädlich sind, wie auch die geplanten Großprojekte etwa die Erweiterung des Industrieparks, der Nordring, die Überbauung des Wäldchens an der Frankenstraße …
Wir Naturschützer können nur an die Stadtväter appellieren, jedes Großprojekt kritisch zu hinterfragen, die ökologischen Auswirkungen sehr genau zu betrachten und sich nicht von angekündigten Ersatzpflanzungen täuschen zu lassen. Die Ersatzpflanzungen entfalten einerseits ihre ökologische Wirkung erst in einigen Jahrzehnten und andererseits kann das Pflanzen einiger Bäume niemals die Versiegelung, Asphaltierung und Betonierung von 25 Hektar Fläche ausgleichen! Es ist an der Zeit umzudenken! Jetzt!
Michael Kempkes, stellv. Vorsitzender NABU-KV Borken e.V.