Wer derzeit durch den Kreis Borken wandert, radelt oder sich sonstwie fortbewegt, sieht nahezu überall gefällte Bäume. Teilweise werden ganze Wälder gerodet. Da sich in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit fast alles auf die Corona-Pandemie konzentriert, findet dieser Umweltfrevel wenig Aufmerksamkeit.

Dies muss überraschen, weil Politik in diesen Krisenzeiten bereit ist, Milliarden Euro an Steuergeldern einzusetzen und auch die Freiheit des Einzelnen massiv zu beschränken.

Leider gibt es diese Bereitschaft in der Klimadebatte und beim Artensterben von Pflanzen und Tieren nicht, obwohl viel mehr auf dem Spiel steht. Durch die Erwärmung der Erde und das Aussterben der Arten stellen wir die Bewohnbarkeit unseres gesamten Planeten zur Disposition. Wer den Experten aufmerksam zuhört, sollte auch erkennen, dass gerade die Zerstörung der Natur und Umwelt eine wesentliche Ursache für das verstärkte Auftreten von gefährlichen Viren ist.

Wir als NABU Kreisverband Borken werden nicht allein die Welt retten können, wir können aber global denken und lokal handeln.

Ein Teil davon ist das Aufzeigen von Umweltzerstörung in unsererer Region und der Diskurs mit den Akteuren vor Ort.

Die großflächigen Rodungen werden die Klimaproblematik in unserem Raum weiter verschärfen. Scheinbar haben einige Waldbauern und Forstämter nicht verstanden, dass es gesellschaftlich wichtig ist, in Zeiten von großer Trockenheit und CO2-Problematik Wald zu erhalten und nicht aufgrund von kurzfristigem Profit abzuholzen. In Bocholt und Rhede wurden in den vergangenen Wochen viele Eichen „wirtschaftlich verwertet“, da aktuell auf dem Markt dafür ein guter Preis zu erzielen ist. Dabei wurde zusätzlich in Kauf genommen, dass mit schweren Fahrzeugen auf noch feuchtem Unterboden tiefe Fahrspuren produziert und der Boden verdichtet wurde. Das alles, um kurzfristig wirtschaftlich Kasse zu machen und dabei Natur und Umwelt nachhaltig zu schädigen.

Die Bilder zeigen Rodungen aus Bocholt, Vardingholter Straße, Rhede, Awater sowie Rhede, Brünener Straße. Es gibt sicherlich noch viel mehr Beispiele aus anderen Bereichen in unserem Kreis. Lassen Sie uns das wissen, damit wir uns darüber einen besseren Überblick verschaffen und auch dort handeln können.

Dies ist aber nicht alles, Bäume und Hecken werden auch entlang von landwirtschaftlichen Flächen massiv abgeholzt. Aus Sicht mancher Landwirte sind sie im Weg, beschatten die Äcker oder sind Wurzelkonkurrenz. Dass Bäume und Hecken aber auch Windschutz sind, für ein besseres Kleinklima sorgen und auch Tieren Lebensraum und Deckung bieten, wird dabei außer Acht gelassen. Wir haben in den letzten Tagen einige Fällungen festgestellt, die nach dem 01. März durchgeführt wurden und damit einen Verstoß gegen § 39 Bundesnaturschutzgesetz darstellen.

In Rhede wurden an der Langen Stegge sogar mehrere 100-jährige Eichen innerhalb der Brutzeit gefällt. Sollten auch in anderen Gebieten derartige Abholzungen erfolgen, dann erstatten Sie bitte Strafanzeige oder geben uns eine Info, damit wir das tun können.

Wir können als Naturschutzbund Kreisverband Borken nicht hinnehmen, dass Natur und Umwelt im Kreis Borken kaum eine Lobby hat. Diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe wollen wir wahrnehmen. Dabei werden wir mit Umweltnutzern das Gespräch suchen, aber im Einzelfall auch Strafanzeigen erstatten, wenn grobe Verstösse vorliegen. Es darf nicht weiter ein Kavaliersdelikt sein, der Umwelt immer weiteren Schaden zuzufügen. Dafür brauchen wir jeden einzelnen engagierten Bürger. Es sind aber auch aufmerksame Behörden gefragt, die Umweltstraftaten und -ordnungswidrigkeiten nicht weiter mit Personalmangel oder wegen fehlender Konfliktbereitschaft negieren. Corona hat gezeigt, dass ein überzeugter Staat handlungsfähig ist. Dies ist auch bei Natur und Umwelttaten notwendig, damit sich unser geplagtes Ökosystem stabilisieren kann und dem Rückgang der Arten in Flora und Fauna Einhalt geboten werden kann. Wir erwarten deshalb, dass Behörden ihr Personal im Umweltbereich aufstocken und Taten gegen Natur und Umwelt besser kontrollieren und ahnden. Dies sind wir alle unserer nachfolgenden Generationen schuldig.