Foto: NABU/ Matthias Kisling

Leserbrief zum Artikel: Kahlschlag für den Neustart (Baumfällungen in städt. Wäldchen – BZ 17.01.2019)
Alle Jahre wieder, wenn die Tage länger werden, erklingen die ersehnten oder gefürchteten Geräusche von Motorsägen durch Wald und Flur, an Straßenrändern oder sonst wo in Borken. Die Gründe sind vielfältig: Verkehrssicherungspflicht, Windbruchbeseitigung, Durchforstung oder schlicht das Ansinnen der Waldbesitzer, endlich zu ernten, was man seinerzeit „gesät“ hat.
Jetzt geht’s den Lärmschutzflächen in und um Borken an den Kragen. Warum eigentlich? Bieten siedoch den durch die Bauleitplanung festgelegten Sicht- und Lärmschutz. Sicher auch ein Grund für Häuslebauer, gerade hier ihr Eigenheim zu bauen. Zur Freude von Mensch und Tier sind an vielen Stellen in der Stadt kleinere Wälder mit vielen heimischen Hölzern entstanden.
Aber es ist halt Wald und der muss nach Auffassung der Forstleute regelmäßig durchforstet werden! Aber Kahlschlag mit Harvestereinsatz, weil es wirtschaftlicher und effektiver ist?! Der Zeitungsartikel zeigt genau das. Auch nach persönlicher Betrachtung vor Ort bleibt nur die Feststellung: Es sind Kahlschläge! Die wenigen stehen gebliebenen Bäume erfüllen eher eine AlibiFunktion – mehr nicht. Und das mit schlimmen Folgen für Mensch und Tier. Der Lärmschutz ist erstmal für viele Jahre dahin. Pflanzen und Tiere und hier insbesondere die Vögel sind ihrer gewohnten Umgebung beraubt und kommen – wenn überhaupt – so schnell nicht wieder.

Der Natur kann man nichts mehr zumuten

Die Annahme der Forstverwaltung, dass die Natur es schon richtet, greift zu kurz. Ich denke, es dürfte angesichts zunehmender Naturkatastrophen jedem klar werden, dass man der Natur nichts mehr zumuten kann. Man kann sie nur soweit wie möglich in Ruhe lassen. Jeder Baum, der stehen bleibt, trägt auch zu einem gesunden Stadtklima bei. Probleme wie Beseitigung von Verschattungen oder Vorbeugung gegen Windbruch kann man auch anders lösen. Vollendete Tatsachen nützen keinem. Das es auch anders geht, zeigt folgendes Beispiel: Vielen Naturfreunden ist bekannt, dass in den Büschen um den Pröbstingsee in Hoxfeld seit vielen Jahren die Nachtigall brütet. In der Vergangenheit waren es mal bis zu fünf Paare. Aktuell im letzten Jahr war es leider nur noch ein Brutpaar. Und das wohl auch nur, weil die Stadt eine schon begonnene Durchforstung auf Bitte eines Vertreters des NABU spontan abgebrochen hat. Den Verantwortlichen war schlichtweg das Brutgebiet der Nachtigall nicht bekannt. Die Arbeiten sollen jetzt verteilt auf mehrere Jahre erfolgen in Abstimmung mit uns Vogelschützern. Eigutes Beispiel für gelungene Kommunikation im Sinne des Naturschutzes. Wir können diese auch an anderer Stelle gern weiter ausbauen.
Uns geht’s in erster Linie um Kommunikation und nicht um Konfrontation.
Bernd Siemen für die NABU-Gruppe Borken