Im Podcast „Der Wolfspodcast“ liefern die Hosts Fakten und Hintergründe und werben so um mehr Verständnis für den Wolf!

Der Wolf ist wieder da, und er ist gekommen, um zu bleiben. Die Diskussion um seine Rückkehr ist jedoch politisch und gesellschaftlich mehr als aufgeladen. Der Podcast „Der Wolfspodcast“ macht sich für den aktiven Wolfsschutz stark. Mit vielen wissenschaftlichen Fakten, spannenden Informationen rund um das Leben der wilden Wölfe, sowie politische und juristische Hintergründe und News. Gespräche mit Expert*innen liefern die unterschiedlichsten Perspektiven zum Thema Wolf. Denn nur, was wir kennen, können wir lieben und nachhaltig schützen!

Die Geschichte der Wölfin Gloria

In Folge 32: „Gloria – ein Wolfsleben am Niederrhein“ wird die Geschichte von Gloria, der bekanntesten Wölfin Deutschlands, erzählt. Sie ist die erste territoriale Wölfin in Nordrhein-Westfalen. Nach ihrer Ankunft im Territorium Schermbeck-Dämmerwald im Jahr 2018 war Gloria zunächst alleine. Die Tierhalter in der Region waren noch unvorbereitet. Schlechte Zäune wurden zu Trainingsgeräten für die junge, schlaue Wölfin. Im siebten Jahr der Anwesenheit von Gloria und ihrer Familie ist die Bilanz ernüchternd: Mehrere Wölfe des Rudels sind verschollen. Es gibt kein aktives Monitoring mehr. Und der Herdenschutz bleibt mangelhaft, was zu vielen Rissen führt. Martin Frenk vom NABU Borken belegt anhand zahlreicher Beispiele, warum Gloria zum menschengemachten Problem wurde, und wie groß der Anteil von Tierhalter*innen, Politik und Medien daran ist.

Vermeintliche „Problemwölfe“ werden nicht geboren, viel mehr werden sie durch Menschen zum Problem gemacht!

Bereits in Folge 17 „Der Wolf in den Medien“ durften wir zusammen mit den Hosts ein ebenfalls sehr interessanten Aspekt zum Thema „Wolf“ mit erörtern. Auch diese Folge steht Interessierten weiterhin zur Verfügung

Hört am besten selber rein 🎧

Wölfin Gloria – Vermeintliche Problemwölfe werden nicht gemacht, sondern erst der Menschen macht sie zu diesen!

Gloria, die Wolfsfähe GW 954 f, vermutlich 2016 oder 2017 im Wolfterritorium Schneverdingen in Niedersachen geboren, wird erstmals am 16.06.2018 als erste residente Wölfin durch Urin- bzw. Kotproben genetisch individualisiert nachgewiesen. Sie hat auf der Suche nach guten Bedingungen für Nahrung und Lebensraum 307 km Luftlinie zurückgelegt und das Territorium Schermbeck im Grenzgebiet der Kreise Wesel, Borken und der Stadt Bottrop letztendlich für sich als zukünftigen Lebensraum auserkoren. Die Region besteht aus wildreichen Wäldern und bietet außerdem ausreichend Rückzugbereiche, um zu ruhen und um Welpen aufzuziehen. Ihre Nahrung findet sie vorrangig in den hohen Wildbeständen von Rehen und Wildschweinen. Sie trifft aber auch völlig ungeschützte Weidetiere, da sich die Nutztierhalter*innen bislang nicht auf Rissgefahren durch Beutegreifer wie den Wolf vorbereitet haben. Insbesondere wehrlose Schafe können von ihr ohne große Mühe erbeutet werden. Sie wird quasi konditioniert darauf, auch Nutztiere als einfache Beute wahrzunehmen. Dennoch gelten Wildtiere weiterhin als hauptsächliche Nahrungsgrundlage.

2020 ist sie erstmals trächtig, da sie sich mit ihrem Bruder GW 1587m verpaart hat. Sie hat mit ihm bis 2022 vermutlich insgesamt 9 Welpen.

Seit dem erstmaligen Auftreten der Wölfe ist festzustellen, dass insbesondere Hobbytierhalter*innen sich nicht ausreichend den notwendigen Herdenschutzmaßnahmen widmen. Etwa Zweidrittel der Herdenschutzmaßnahmen sind unzureichend, sodass das Ausprobieren zu Trainingseffekten führt und daraus Nutztierrissen resultieren können. Gloria spezialisiert sich aber nicht auf Weidetiere, sondern die Rissereignisse bleiben in den Jahren 2018 bis 2022 stabil bei 18 pro Jahr. In der Region wird, angeführt vom Gahlener Bürgerforum, in der sich verschiedene Gruppierungen und Parteien eigentlich gegen einen Giftmüllskandal (Ölpellets) zusammengeschlossen haben, über eine AG Wolf, eine Anti-Wolf Kampagne gefahren, die auch durch die Lokalpresse unterstützt wird. Ängste werden bewusst unter den Bürger*innen geschürt. Dies führt zu einer fortlaufenden Verunsicherung, was schließlich darin mündet, dass der Kreis Wesel eine Abschussgenehmigung erteilt. Diese wurde jedoch durch das Verwaltungsgericht Düsseldorf und nach Berufung durch den Kreis Wesel auch durch das Oberverwaltungsgericht Münster abgewiesen.

Die Lage im Gebiet bleibt aber heikel, weil mittlerweile aus dem Rudel drei Rüden und eine Fähe als verschollen gelten. Eine Vermutung zum Verschwinden der Tiere ist, dass diese geschossen wurden. Zudem wird kein aktives Wolfsmonitoring mehr durchgeführt und zwei erfahrene Wolfsberater zum Aufgeben gebracht. Aus der Jäger*innenschaft werden kaum oder keine Zahlen geliefert, sodass die Informationen zu den hiesigen territorialen Wölfen auf sehr dünner Basis stehen.

Der Ausfall des Rüden führt aus unserer Sicht dazu, dass Gloria, auch aufgrund ihres Alters von mittlerweile sieben bis acht Jahren, zur Nahrungssicherung für ihre jungen Welpen verstärkter Nutztierrisse vollzieht. Hierfür nimmt sie in dieser Zeit selbst höhere Risiken bei der Überwindung von Zäunen in Kauf, um das Verhungern der Welpen zu verhindern.

Die von Wolfsgegner*innen propagierten Bestandsregulierungen, d. h. Wolfsabschüsse, sind in ihrer Effektivität nicht wissenschaftlich belegt, sondern führen in Teilen sogar dazu, dass von Wolfsrudeln akzeptierte Herdenschutzmaßnahmen durch Nachzüge von neuen Wölfen wieder neue ausgetestet werden. Daher erscheinen Bestandsregulierungen im Sinnen von Abschüssen eher als Mittel zu dienen, um politischen Druck zu begegnen und den Weidetierhalter*innen fälschlicherweise vorzugaukeln, dass Nutztierrisse zukünftig verhindert würden.

Aus Sicht des NABU muss die Naturschutzbehörde in NRW den Herdenschutz weiter ausbauen, das Monitoring aktiv betreiben, das Verschwinden von Wölfen konsequent verfolgen und mit den Naturschutzverbänden, den Hobbyschafhalter*innen und der Politik positiven Herdenschutz propagieren und dies auch in den Medien aktiv befördern.

Als Fazit bleibt: Wölfe sind in unserer Region zurück und sie werden bleiben. Vermeintliche Problemwölfe werden nicht geboren, sondern sind menschengemacht.

Infos zur Folge und zum Podcast:

Zum Podcast: „Der Wolfspodcast“

Zur Folge: „Der Wolfspodcast – Folge 32: Gloria- ein Wolfsleben am Niederrhein

Kontakt zur Redaktion: info@derwolfspodcast.de


Weiterführende Links:

NABU Landesfachausschuss Wolf in NRW

Wolfschutz-Deutschland e. V.

NABU Kreisverband Borken e. V.: Wölfe in unserer Nachbarschaft

WOLFSMAIL NABU-Bottrop (Ausgabe NR. 5-23 | 28. SEPTEMBER 2023)

(Weitere Links finden sich in den Shownotes der Folge!)