Symbolbild: Bild von Bruno /Germany auf Pixabay

 

Ein Mitglied des NABU aus dem Nordkreis wurde in den letzten Wochen mit Drohbriefen ausgegrenzt, beleidigt und bedroht. Er hatte sich in den vergangenen Jahren u.a. im Wildbienenschutz engagiert und sich auf Infoveranstaltungen, in Leserbriefen und auf den sozialen Medien zu Wort gemeldet. Dabei kritisierte er die konventionelle Landwirtschaft teilweise sehr schroff, so dass auch wir, als Vertreter des NABU Kreisverbandes Borken, so manches Mal irritiert waren. Aber auch diese Art der Meinungsäußerung ist nun mal grundgesetzlich geschützt, soweit sie niemanden persönlich beleidigt.

Dass man sich mit derartigen Kritiken gerade in kleinen dörflichen Gemeinschaften keine Freunde macht, dürfte nicht verwundern. Ihn in anonymen Drohbriefen als „Eindringling“ zu tituliert, „der sich um seinen eigenen Scheiß kümmern soll“, „er den Heimatverein und am besten auch die dörfliche Gemeinschaft so schnell wie möglich wieder verlassen solle, um dahin zurückzukehren, wo er herkommen sei“ , bis hin zu offenen Anfeindungen, dass man ihn hasse und verachte und körperlich bedroht mit Worten, die hier aus Pietätsgründen nicht veröffentlich werden können, geht eindeutig zu weit.

Der NABU Kreisverband Borken verurteilt diese Art von Bedrohung, Beleidigung und Ausgrenzung ausdrücklich. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und es ist unerträglich, wenn Menschen, die sich engagieren, in dieser Art und Weise mundtot gemacht werden sollen.

Wir fordern daher unsere Mitbürger auf, sich von derartigen anonymen Brandbriefschreibern zu distanzieren und dazu beizutragen, dass Menschen mit unterschiedlichen Meinungen überall wieder friedlich miteinander leben können.

 

Kommentar: Das hohe Gut der Meinungsfreiheit

Die beschriebene Drohbriefaktion zeigt, dass es mit der Meinungsfreiheit nicht immer so weit her ist. Menschen die sich engagieren, werden immer wieder massiv ausgegrenzt, oft beleidigt und sogar körperlich bedroht. Es fällt uns dabei schwer, Menschen, die selbst „kein Blatt vor den Mund nehmen“ die gleiche Meinungsfreiheit zukommen zu lassen, die wir auch bei uns einfordern. Ich sage ganz persönlich, es ist mir bei mancher Kritik an der konventionellen Landwirtschaft teilweise schwer gefallen, diese einfach stehen zu lassen, weil diese für mich teilweise sehr pauschal und mit einem Duktus, der von Seiten der Kritisierten als sehr unfair und manchmal auch „drüber“ gesehen werden konnte. Diese Art der Meinungsfreiheit ist aber durch unser Grundgesetz geschützt und jeder Bürger darf sich darauf berufen. Das nun eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen sich des Mittels von Drohbriefen bedient, um Engagierte „mundtot“ zu machen oder zumindest mit der Befürchtung zu versehen, dass sie irgendwann auch körperlich angegangen werden, geht gar nicht. Da gehört es sich, dass ein NABU Kreisverband sich schützend vor sie stellt, selbst wenn die Kritik auch aus meiner Sicht in Wortwahl und Stil manchmal nicht angemessen waren.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch unter uns Natur- und Umweltschützern dazu aufrufen, dass wir in uns gehen und kleine Beleidigungen, Ausgrenzungen untereinander nicht mehr zulassen. Wir sind sehr individuelle Menschen mit unterschiedlichen Viten und Interessen. Dabei packt der eine bei Arbeitseinsätzen an, ein anderer bearbeitet Finanzen oder Protokolle und wieder andere haben Ideen, wie Natur und Umweltschutz in die Zukunft geführt werden kann. Jeder, der uns mit seinen Neigungen und Fähigkeiten dem Ziel einer besseren Natur und Umwelt näher bringt, sollte herzlich willkommen sein. Geschlossene Gemeinschaften und Gruppen helfen dabei nicht, weil vielleicht von Personen, die neu oder nicht zum internen Zirkel zählen, Ansätze eingebracht werden, die uns helfen, uns weiter zu entwickeln. Das kann aus meiner Sicht nie schaden.

Martin Frenk