In Bocholt entzündet sich ein Konflikt um den Schutz einer wertvollen Streuobstwiese, die als gesetzlich geschützter Landschaftsbestandteil einen hohen Stellenwert besitzt. Der NABU Kreisverband Borken e. V. positioniert sich entschieden gegen die geplante teilweise Inanspruchnahme dieser Fläche für den Bau eines Parkplatzes für einen Edeka-Markt.

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NABU setzt sich im Naturschutzbeirat durch

Im Naturschutzbeirat des Kreises Borken gelang es dem NABU mit einer Mehrheit, die Pläne zur Bebauung der Lowicker Streuobstwiese abzulehnen. Diese Wiese wurde vor zwei Jahrzehnten als Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet Bocholt-West angelegt und genießt daher besonderen Schutz.

Stadt Bocholt plant Eingriff in Schutzgebiet

Trotz dieses Schutzstatus plant die Stadt Bocholt, 25 Prozent der Streuobstwiese zu opfern, um Parkplätze für einen neuen Supermarkt zu schaffen. Der NABU kritisiert diese Pläne scharf, da aus seiner Sicht weder eine zwingende Notwendigkeit besteht noch alternative Lösungen ausreichend geprüft wurden. Zudem wird das öffentliche Interesse an einem weiteren Supermarkt in unmittelbarer Nähe zu Aldi und Netto stark bezweifelt.

Kompromissvorschlag des NABU abgelehnt

Der NABU suchte aktiv den Dialog mit der Stadtverwaltung und den politischen Parteien, um einen Kompromiss zu finden, der die Ansiedlung des Vollversorgers ermöglicht, aber die Beeinträchtigung der Streuobstwiese auf ein Minimum reduziert. Ein konkreter Vorschlag des NABU sah vor, anstelle der geplanten 82 lediglich die tatsächlich notwendigen 73 Parkplätze zu realisieren.

Mangelnde Gesprächsbereitschaft von CDU und FDP

Bedauerlicherweise zeigten sich weder die Stadtverwaltung noch die Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP kompromissbereit. Die CDU und FDP waren nicht einmal zu sachlichen Gesprächen bereit.

Politische Mehrheit überstimmt Naturschutz

Die Stadtverwaltung beharrte auf einer Befreiung von den Schutzbestimmungen und bat den Kreis, den ablehnenden Beschluss des Naturschutzbeirates im Umwelt- und Kreisausschuss zu überstimmen. Dies geschah mit politischer Mehrheit, sodass die Untere Naturschutzbehörde nun eine Befreiung für die Bebauung erteilen wird.

NABU und BUND kündigen rechtliche Schritte an

Als Reaktion auf diese kompromisslose Planung und die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Mehrheitsfraktionen werden der NABU und der BUND Rechtsmittel gegen die Befreiung einlegen. Sie betonen, dass nicht der NABU den Bau des Edeka-Marktes verhindert, sondern eine Kombination aus Planungsfehlern, fehlender Flexibilität und mangelndem Dialog zu dieser Situation geführt hat.

Forderung nach frühzeitiger Einbindung von Verbänden

Der NABU appelliert eindringlich an Verwaltung und Politik, Umweltverbände zukünftig frühzeitig in Planungsprozesse einzubeziehen, um gemeinsam tragfähige und naturverträgliche Lösungen zu entwickeln – im Sinne einer lebendigen Demokratie.

Autor: Martin Frenk