Der NABU-Kreisverband Borken gibt dem geplanten Radweg zwischen Bocholt und Rhede kein grünes Licht. Foto: NABU/ H. May

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Bernsmann,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Kerkhoff,
sehr geehrte Fraktionsvorsitzende der Räte in Bocholt und Rhede!

Ich schreibe Sie in meiner Funktion als Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Borken e.V. an, um Sie kurz vor den parallel stattfindenden Sitzungen der Bau-Ausschüsse und der Ratssitzungen am 1. September in Bocholt und Rhede auf sehr wichtige Aspekte bezüglich des Radschnellweges aufmerksam zu machen.
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 29. April 2021 hat sehr deutlich gemacht, dass der Klimaschutz eine überragende Bedeutung hat. Den Radschnellweg als „klimafreundlich“ darzustellen, führt aus unserer Sicht die Bemühungen um mehr Klimaschutz ad absurdum. Seit der Stilllegung der Bahnstrecke hat sich dort sehr viel Natur entwickeln und etablieren können. Es stehen mehrere hundert große Bäume dort, die mit den Hitzesommern der vergangenen drei Jahre gut zurechtgekommen sind und somit ihre Hitzeresistenz unter Beweis gestellt haben. Die Bäume zu fällen, um dort ein sieben Meter breites Asphaltband durch die Landschaft zu ziehen, ist definitiv kein Klimaschutz! Wozu Flächenversiegelungen und eine aufgeheizte Landschaft führen, haben wir in diesem Sommer auf traurige Art und Weise im Großraum Eifel feststellen müssen. Diese Ereignisse und auch die jüngsten Feststellungen des Weltklimarates müssen uns alle radikal umdenken lassen.
Es ist richtig und unbedingt notwendig, dass wir eine umfassende und nachhaltige Verkehrswende anstreben. Diese erreichen wir jedoch nicht durch weitere Flächenversiegelungen zugunsten eines Umweges quer durch die Landschaft. Wenn Sie ernsthaft eine Verkehrswende wollen, dann geben Sie den Fahrradfahrern mehr Raum, indem Sie diesen den Autofahrern nehmen. Dies funktioniert in vielen europäischen Städten bereits sehr gut und nimmt den Städten die Hektik und die Abgase.
Bitte verzichten Sie zugunsten des Klimas auf dieses völlig unnötige Prestigeobjekt! Ich appelliere an Ihre Vernunft nicht weitere Flächen zu asphaltieren. Denken Sie bitte auch an die Folgen Ihrer Entscheidungen im Hinblick auf den Erhalt der Lebensgrundlagen kommender Generationen, so wie es das Bundesverfassungsgericht am 29. April unmissverständlich der (Bundes)politik aufgetragen hat!

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Kempkes