Mitglieder des Bocholter NABU sowie Torsten Wollberg stellten den Vredener Mitgliedern das Konzept vor

Was sich jetzt wie ein Hirngespinst anhört, könnte vielleicht bald Wirklichkeit werden. Zumindest wenn es nach einer Idee der Vredener Ortsgruppe des NABU geht.

Naja, die Idee ist an sich nicht neu: „Essbare Stadt“ – unter dem Begriff verbergen sich Projekte für die Nutzung von städtischem Raum zum Anbau von Lebensmitteln.

Bereits 2008 wurde in England das Konzept entwickelt, nicht genutzten Raum in von jedermann nutzbaren Raum umzuwandeln. Die Gründung des städtischen Projektes „Essbare Stadt Andernach“ hat dann 2010 in Deutschland großes Interesse hervorgerufen und in zahlreichen weiteren Städten Nachahmer gefunden. Mittlerweile finden sich in 115 Städten und Gemeinden in Deutschland ähnliche Projekte, auch Bocholt ist dabei und hat mit seinem „Klostergarten“ eine Fläche gefunden, auf der Gemeinschaftsgärten eingerichtet und bearbeitet werden, die zur Selbstversorgung der Bocholter Bürger*innen beitragen.

Und damit sind wir in Vreden: Die NABU-Ortsgruppen Bocholt und Vreden arbeiten eng zusammen, die Bocholter NABU-Mitglieder haben erst jüngst bei der Vredener Naturtour die Vredener Gruppe am Infostand in Crosewick unterstützt.

Am 25. Juli waren dann auch Lisa Haider und Thaddäus Bielefeld der Bocholter NABU-­Gruppe sowie Torsten Wollberg, Vorsitzender des Vereins „Essbare Stadt e.V. Bocholt“ in Vreden, um über dieses Projekt zu berichten.

Die Stadt Bocholt stellte dem Verein „Essbare Stadt e.V.“ eine Fläche von rund 350 qm zur Verfügung. Seit Mai des letzten Jahres besteht nun die Möglichkeit für alle Bürger*innen, auf dieser Fläche etwas anzupflanzen und natürlich auch zu ernten.

Man sollte meinen, die „essbare Stadt“ sei doch eher ein Großstadtprojekt. Immerhin gibt es in Vreden noch so viele Privatgärten, die zum Teil auch von Selbstversorgern bewirtschaftet werden. Aber auch das wird weniger, vielfach sind es nur noch Ziergärten, und durch die sich verändernde Familienstruktur gibt es immer mehr Single-Haushalte in Mehrfamilienhäusern. Vielfach haben Menschen auch in Vreden gar keinen Garten mehr.

„Das gemeinsame Gärtnern auf öffentlichen Flächen ist gelebter Naturschutz“, wie Torsten Wollberg ausführt. „Es sind ja nicht nur Gärten, auch Hochbeete, Balkone und Dachflächen können bewirtschaftet werden.“

Darüber hinaus werden auch gesellschaftliche Ziele erfüllt: Individuelle und gemeinschaftliche Aktivitäten werden gleichermaßen gefördert, teilnehmen können Menschen aus allen Bereichen und jeden Alters, Landwirte können ihr Wissen einbringen, durch eine gute Vernetzung können auch Kinder geschult und unterrichtet werden, altes Saatgut kann verbreitet werden usw. Außerdem haben wir es hier mit einer ganz besonderen Städteplanung zu tun. So könnten zum Beispiel Weinpflanzen „Pergolas“ bilden, die im Herbst geerntet werden können; „pflücken und naschen erlaubt“, heißt es dann zur Erntezeit

Die Vorteile für die Stadt liegen auf der Hand: für „Urbanes Gärtnern“ sitzen möglicherweise Fördermittel drin. Darüber hinaus müssen die öffentlichen Flächen, die für die „essbare Stadt“ zur Verfügung gestellt werden, nicht mehr durch städtische Bedienstete bearbeitet werden.

Wer Interesse hat, sich an diesem Projekt zu beteiligen, kann sich an die Vredener Ortsgruppe des NABU wenden: E-Mail vreden@­nabu-borken.de.

Weitere Infos:

https://essbare-stadt-bocholt.de/

https://permakultur.de/home/

https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/Broschueren/gemeinsam_gaertnern_broschuere.pdf