Der Vorstoß der Bocholter SPD-Fraktion ist grundsätzlich sehr begrüßenswert, weil er mehr Schutz für Bäume bedeutet hätte. Umso bedauerlicher ist die Haltung der Stadtverwaltung diesen guten Antrag, mit dem Hinweis auf die viele Arbeit für die Stadtverwaltung und die zu geringen Personalressourcen zu kommentieren. Offenbar investiert man die Personalkapazitäten lieber in vermeintliche Prestigeobjekte wie den Nordring, den Radschnellweg, die Erweiterung des Bahia-Parkplatzes, die Erweiterung des I-Parks sowie weitere Baugebiete mit umfassenden, den Klimawandel weiter beschleunigenden Flächenversiegelungen.
Wie ein roter Faden ziehen sich dann durch den weiteren Verlauf des Umweltausschusses die Abstimmungen über Baumfällungen. Während einige Politiker die Baumfällungen ablehnen, setzen sich CDU und FDP mit ihrer Mehrheit durch. Ebenso wie der Stadtbaurat und der Bürgermeister scheint ihnen noch immer nicht die Wichtigkeit jedes Baumes für die Stabilisierung des Stadtklimas sowie zum Schutz der Biodiversität klar zu sein. Ohne jegliche Kreativität geht man den einfachsten Weg und versteckt sich hinter irgendwelchen Verwaltungsvorschriften (Verkehrssicherungspflicht bei einer angehobenen Gehwegplatte, Borgersstraße als Hauptstraße). Es ist weder beim Bürgermeister, noch beim Stadtbaurat noch bei der Mehrheit des Stadtrates auch nur annähernd ein Wille erkennbar, Bäume erhalten zu wollen. Das ist eine gefährliche und fatale Entwicklung für Bocholt, denn die alten Bäume verschwinden immer mehr aus dem Stadtgebiet.
Wir fordern für Bocholt sowie für jede andere Stadt im Kreis Borken das Erstellen eines Baumkatasters. Wenn Baumfällungen beschlossen werden, so muss zuvor die Ökosystemleistung des Baumes von einem unabhängigen Fachmann festgestellt werden. Die Ersatzpflanzungen müssen sich an den Ökosystemleistungen des zu fällenden Baumes orientieren, dabei gilt es sowohl die Bedeutung des Baumes für das innerstädtische Klima und die Sauerstoffproduktion zu berechnen als auch seine Bedeutung als Lebensraum für andere Pflanzen sowie die auf und in ihm lebenden Tiere. Eine 80 Jahre alte Buche hat im Laufe ihres Lebens eine Tonne CO2 aufgenommen. Das gilt es zu berücksichtigen.
Des Weiteren fordern wir für jede Kommune eine Baumschutz-Satzung, deren Einhaltung streng zu überwachen ist. Angesichts der Wichtigkeit von Bäumen für unser aller Überleben, müssen die Personalressourcen dementsprechend erweitert werden.

Michael Kempkes
1. Vorsitzender
NABU-Kreisverband Borken e.V.

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P.S. Diese mächtigen Eichen sind noch in Mussum zu bewundern! Es sind uralte Schätze, sie benachbarn eine nun leer stehende Hofstelle. Es ist geplant, bald müssen sie der Erweiterung des Industriegebietes weichen. Ohne Sinn, Herz und Vernunft wird dieses alte Naturdenkmal einzigartiger ökologischer, kultureller und ästhetischer Qualität demnächst vernichtet. Die Redaktion!