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In dem o.g. Artikel finden sich einige Aussagen, die nicht unkommentiert bzw. unwidersprochen bleiben dürfen. Herr Bastians hebt die „intakte Natur“ hervor. Weiß er nicht um das massive Artensterben und dass rund 1 Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind? (Quelle: Europäisches Parlament Verlust der Biodiversität: Ursachen und folgenschwere Auswirkungen). Es kann keinesfalls von einer intakten Natur gesprochen werden. Mittlerweile sind die Problematiken des Insektensterben und die Abnahme der Singvögel selbst bei jenen Zeitgenossen angekommen, die sich ansonsten eher wenig der gar nicht mit ökologischen Zusammenhängen beschäftigen. Der von Herrn Bastians erwähnte „dramatische Rückgang einheimischer Bodenbrüter“ ist mitnichten auf den Wolf oder andere Prädatoren zurückzuführen: Er ist die Folge der fast ganzjährigen intensiven Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen und zudem ein aus den Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden resultierender Nahrungsmangel, an dem insbesondere junge Vogel durch Verhungern verenden. Des Weiteren sind Flächenversiegelungen für Straßenbau, für Siedlungen und Industrieanlagen sowie auch die Flurbereinigung mit der Entfernung von Hecken und anderen schützenden Gehözstrukturen für den massiven Rückgang der Bodenbrüter verantwortlich – und wahrlich nicht nur der Bodenbrüter!
Ferner wird Herr Bastians zitiert, dass es eine Lüge sei, dass es ein „konfliktfreies Leben von Mensch, Wolf und Nutztier“ gäbe. Dem können wir nur entgegenhalten, dass die Menschen auf dem Balkan sehrwohl mit dem Wolf zurechtkommen und die Hirten ihr Vieh zu schützen wissen. So wird es in Bulgarien und Rumänien und anderen Balkanstaaten seit Jahrtausenden praktiziert, denn in diesen Regionen war der Wolf niemals ausgerottet. Der unaufgeregte Umgang mit ihm wurde und wird von einer zur nächsten Generation, so dass das Zusammenleben mit dem Wolf von Kindesbeinen an als normal erlebt wird. Natürlich sind zum Schutz der Weidetiere Herdenschutzhunde notwendig, aber gerade das wird doch auch gerade bei uns staatlicherseits gefördert. Wenn der Herdenschutz durch dementsprechend ausgebildete Hunde und Elektrozäune fachgerecht praktiziert wird, dann hat der Wolf kaum eine Chance ein Nutztier zu erbeuten. Ganz davon abgesehen, wird kaum noch Weidetierhaltung praktiziert. Ein Großteil der Nutztiere ist mittlerweile ganzjährig aufgestallt.
Herr Bastians spricht die Artenvielfalt an. Die Abnahme der Biodiversität ist ein Umstand, der uns als Naturschützer sehr stark beschäftigt. Nur durch einen umfassenden Schutz zusammenhängender Lebensräume lässt sich wirksamer Artenschutz sicherstellen. Der Wolf ist im Übrigen ein massiver Förderer des Artenschutzes, denn er hält Tiere wie Rehe und Hirsche in ihren Populationen „kurz“. Damit trägt er nicht nur zu einem gesunden Wildtierbestand bei, indem er die schwächsten und die kranken Individuen jagt, sondern durch gesunde Populationen kommt es auch zur Gesundung des Waldbestandes. Der Verbiss an jungen Bäumen wird deutlich weniger, wodurch sich der Wald auf natürliche Art verjüngen kann. Zudem kommen auch Wildkräuter und Wildblumen hoch. Davon profitieren viele Insektenarten, was zu einer Zunahme der Insekten führt und damit auch der Singvögel und anderer Tiere. Es gibt mehrere Studien, die die positiven Effekte aus dem Vorkommen des Wolfes auf die Zunahme der Biodiversität wissenschaftlich belegbar darstellen. In Kanada heißt es: Wo der Wolf lebt, ist der Wald gesund. Da der Wolf ein sehr anpassungsfähiges Tier ist, kann er durchaus auch gut in unserer Region leben, denn natürliche Beutetiere gibt es hier zu genüge. Den Ausführungen Bastians` ist demnach eher zu entnehmen, dass die Jäger nicht bereit sind sich die Beute mit den Wölfen zu teilen. Einen besseren Jäger als den Wolf gibt es nicht; er reißt die kranken und schwachen Tiere, während der Jäger nach wie vor eine ökologisch unsinnige Trophäenjagd betreibt.
Abschließend noch ein Wort zu der reißerischen Formulierung „blutiger Störenfried“. Der Wolf kommt hier natürlicherweise vor! Erst durch seine Ausrottung vor gut 150 Jahren ist er in dieser Region nicht mehr anzutreffen gewesen. Nun siedelt er sich auf natürlichem Weg wieder an. Wir Menschen werden damit leben müssen. Im Standardwerk des renommierten Wolfsforscher Erik Zimen „Der Wolf“ ist nachzulesen, dass die in den Abruzzen lebenden Wölfe nächtens nach Rom wandern, um dort den Müll nach Fressbarem zu durchsuchen oder auch ggf. mal eine Katze zu erbeuten. Es ist in der italienischen Hauptstadt noch nie zu einem Zwischenfall zwischen Mensch und Wolf gekommen. Der Wolf ist sehr scheu und meidet das Zusammentreffen mit Menschen.
Weitere Links zum Thema Wolf:
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Stellungnahme der NABU-Gruppe Rhede zum BBV-Artikel „Nichts anderes als tödlicher Tierschutz“
Wölfe in NRW Nach 180 Jahren ist Nordrhein-Westfalen wieder Wolfsland