Es laufen ja schon Planungen in diese Richtung siehe Bebauungsplan 8-21. Nach Einblick in die Unterlagen zur geplanten 43 Hektar Erweiterung des Industrieparks Mussums, muss der NABU feststellen: hier werden wohl ca. 25 Hektar (!) Fläche und eventuell Teile in einer bestehenden Flussaue versiegelt. hier verschwinden drei Bauernhöfe mit ihren über hundertjährigen Baumbeständen (Einzelbäume, Allen und kleine Waldgebiete), hier gehen riesige Ackerflächen für immer verloren, und die Stadt Bocholt investiert Millionen, die sie weder besitzt, noch über die Gewerbesteuer wohl kaum komplett zurückerhalten kann. Das kann der NABU als Naturschutzverband nicht kommentarlos hinnehmen.

Nicht nur die CDU, auch Bürgermeister Nebelo spricht sich zu Beginn diesem Jahres dafür aus, neue Gewerbeflächen schnell und unbürokratisch auszuweisen. Natürlich erwartet man von der Politik zu Recht, dass sie (wirtschaftliche) Visionen aufzeigt und nach Prüfung der Notwendigkeit, der Kosten und auch des Umweltschutzes diese dann umsetzt: etwa Kubai, das neue Rathaus, das Brauhaus oder die Innenstadtentwicklung.

Im Fall der Industrieflächen Mussum wird aber deutlich: das, was auf europäischer Ebene häufig fehlt – nämlich der Gedanke gemeinsam Ziele zu erarbeiten und umzusetzen – , das scheint in Bocholt gar nicht vorhanden zu sein. Hier sollen neue Gewerbeflächen geschaffen werden, damit Interessenten nur ja nicht von Bocholt nach Rhede, Hamminkeln oder ins Ruhrgebiet abwandern. Stattdessen sollte besser daran arbeiten, dass auf Kreisebene und darüber hinaus einheitliche Rahmenbedingungen für neue Gewerbeflächen gesucht und umgesetzt werden. Dann muss man keine Betriebe mehr auslagern, oder man muss nicht unbedingt neue Flächen erschließen, nur weil in anderen Kreisen, oder Gemeinden die Hochwasserauflagen, die Abwassergebühren oder die Gewerbesteuern günstiger sind.

Von der Klimakommune Bocholt und ihren Parteien erwartet der NABU, dass es bei den Themen Klimawandel, Hochwasserschutz, Bodenversiegelung, Flächenverbrauch, Insektensterben, Artenschwund und Abnahme der Biodiversität nicht nur schöne Worte der Verantwortlichen zu diesen Problemen gibt, sondern dass diese bekannten Problematiken bei jeder städtebaulichen Planung schon von Beginn der Ideen und Visionen berücksichtigt werden.

 

Rudolf Souilljee, (Kreisvorsitzender NABU-Kreisverband Borken e. V.)

Hier geht es zum Zeitungsartikel des „Bocholter Borkener Volksblatt“ vom 08.01.2018 PDF-Datei

Artikelbild Screenshot bbv-net.de E-Paper vom 08.01.2018 / Lokales Foto: © Sven Betz