Ein wenig attraktiver, grauer, trüber Morgen empfing die NABU-Helfer an diesem letzten Januarsamstag. Die Fahrt führte diesmal nach Gronau ins Dreiländereck an den „Gagelsee“. So wird der Weiher intern wegen seines im Kreis einmaligen Gagelvorkommens genannt. Er liegt unmittelbar an der niedersächsischen Grenze am Gildehauser Venn. Ein typischer Platz, denn der „Gagelstrauch wächst vorwiegend an den Rändern von Mooren und feuchten Heiden … . Größere Gagelstrauchbestände finden sich in Mitteleuropa heute fast nur noch in geschützten Feuchtgebieten. Der Gagelstrauch ist vor allem durch die Eutrophierung, Trockenlegung und durch Beschattung seiner Standorte stark gefährdet.“ (wikipedia). Der seltene Gagel steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten.“
Früher war der Gagel heimatbildend und in der Kulturlandschaft, in Volkstum und Kräuterheilkunde sehr geschätzt. Aber schon am Anfang des letzten Jahrhunderts beklagten Heimat- und Naturdichter seine Verdrängung und damit den Verlust einer ehemals weit verbreiteten und landschaftsprägenden Strauchart, als Symbol für eine noch intakte Pflanzenwelt.
Zahlreiche NABU-Helfer hatten viel zu tun. Mit Anstrengung gelang es viel zu viele Erlentriebe und -stämmchen, inmitten der Gagelkultur gewachsen und schlecht zu sehen, zu entfernen. Das verlangte Kenntnis, Konzentration und Fingerspitzengefühl. Schnittgut wurde entfernt und transportiert, um dann wiederum als Nistangebot für Vögel gestapelt und geordnet zu werden. Die sandige Uferbruchkante am See wurde gestochen, geglättet und stabilisiert, in der Hoffnung, den Eisvögeln den Bau ihrer Bruthöhlen zu erleichtern. Eine Expeditionsgruppe erledigte im nahe gelegenen Niedermoor und Bruchwald unerwünschte Traubenkirschen.
Da in der Nähe ein beliebtes Naherholungsgebiet liegt, wurde auch Plastikmüll an einigen Stellen gefunden und selbstverständlich aus dem Gebiet herausgeholt.
Die schöne Naturlandschaft mit den winterlichen Gagel-Impressionen bildete einen eindrucksvollen Rahmen für die Arbeit im Freien.
Erfreulich: die Niederschläge der letzten Wochen machten endlich den Einsatz von Stiefeln nötig. Lange vermisst: Feuchtigkeit und Nässe entwickelten wieder Charme und Charakter unserer Moor- und Heidelandschaft. Sowieso: NABU-Pflegeeinsätze machen Sinn und gute Laune.
Norbert Osterholt