In den Amtsvennwiesen bei Gronau verfütterte ein Steinkauz Kiebitzküken an seine flüggen Jungen. Er wurde sogar beim Erbeuten eines Uferschnepfenkükens beobachtet.

Im NSG Versunken Bokelt in Rhede zog ein Fuchs mehrere Welpen groß. Der Bruterfolg der Kiebitze und Flussregenpfeifer blieb in dem Jahr komplett aus.

Eine Bejagung der Steinkäuze in den Amtsvennwiesen dürfte kaum jemand gefordert haben. Der Steinkauz ist eine bedrohte und streng geschützte Art, für die NRW sogar eine besondere Verantwortung trägt, weil hierzulande der größte Teil der deutschen Population lebt. Steinkäuze fressen überwiegend Mäuse, Regenwürmer und Insekten, gelegentlich erbeuten sie aber auch gefährdete Vogelarten. Es dürfte aber im NABU kaum jemanden geben, der deswegen die Schutzbemühungen für den Steinkauz infrage stellt.

Eine Bejagung der Füchse ist bei Vorkommen gefährdeter Bodenbrüter aber auch in NABU-Kreisen weitgehend akzeptiert. Im Gegensatz zum Steinkauz ist die Population des Rotfuchses nicht gefährdet. Allerdings ist beispielsweise auch die Population des Mäusebussards nicht gefährdet. Mäusebussarde erbeuten ebenfalls Küken von Wiesenvögeln und plündern regelmäßig auch die Nester von Vögeln, die in Bäumen brüten. Also sollten ebenso wie Füchse auch Mäusebussarde bejagt werden? So gut wie alle NABU-Mitglieder dürften die Bejagung eines Greifvogels vehement ablehnen. In verschiedenen Forschungsprojekten wurde mit Wärmesensoren nachgewiesen, dass die meisten Gelege von Bodenbrütern nachts verschwinden. Bussarde und Rabenvögel haben dann ein Alibi – sie schlafen zu dieser Zeit. Für die meisten Gelegeverluste bei Bodenbrütern sind also sicher Fuchs, Marder, Iltis etc. verantwortlich. Sobald aber die Küken der Nestflüchter geschlüpft sind, entziehen sie sich der Nachforschung weitgehend. Wie hoch die Kükenverluste durch Säugetiere im Verhältnis zu denen durch Vögel sind, ist daher nicht hinreichend bekannt. Als Prädatoren (Beutegreifer, natürliche Feinde) der Küken von Bodenbrütern kommen neben Bussarden und Rabenvögeln beispielsweise auch Graureiher, Weißstörche, alle Möwenarten, Waldohr- und Schleiereulen infrage. Wer im NABU fordert deswegen eine Bestandsreduktion dieser Vogelarten? Die Ablehnung einer Bejagung der genannten Vögel ist ebenso selbstverständlich wie richtig. Ebenso selbstverständlich wird aber in Teilen des NABU eine Bejagung der genannten Säugetierarten akzeptiert. Wir müssen uns daher fragen: Warum wird hier so häufig mit zweierlei Maß gemessen? Warum werden Vögeln Dinge zugestanden, die bestimmten Säugetierarten – insbesondere dem Fuchs – nicht zugestanden werden?

Wir erleben derzeit eine Rückkehr von mehreren Arten großer Beutegreifer, die sich als so anpassungsfähig erweisen, wie wir es niemals für möglich gehalten hätten. Galt der Wolf noch vor wenigen Jahren als Inbegriff einer weitgehend intakten Wildnis, so leben und reproduzieren Wölfe heute in der Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens. Der vor einigen Jahrzehnten fast ausgerottete Uhu ist heute weit verbreitet, sowohl in den waldreichen Gebirgen als auch in der Agrarlandschaft und sogar inmitten von Städten. Die Rückkehr von Wolf, Uhu und weiteren großen Tierarten ist ein Grund zur Freude in Zeiten des dramatischen Artenschwundes – nur wenige im NABU dürften anders darüber denken. Dabei löst der Wolf durchaus erhebliche Konflikte mit der naturschutzfachlich enorm wichtigen Weidewirtschaft aus.

Jeder im NABU weiß, dass fressen und gefressen werden zum natürlichen Kreislauf gehören. Warum aber wird dies nicht allen Beutegreifern gleichermaßen zugestanden? Wir Menschen greifen in alle Ökosysteme massiv ein und bringen sie aus dem Gleichgewicht. Ist es dann gerechtfertigt, die Wirkung des eigenen Eingriffs wiederum mit einem Eingriff zu beantworten? Haben wir das Recht zu entscheiden, welche Art uns genehm ist und welche nicht? Der Fuchs ist eine heimische Art und ein fester Bestandteil unseres Ökosystems. Wenn wir Füchse töten, um ein gestörtes Ökosystem zu reparieren, wo ziehen wir dann die Grenze? Wie wollen wir dann erklären, dass wir Wolf, Luchs, Wildkatze und Uhu schützen wollen und ihnen zugestehen, Tiere zu erbeuten?

Der Uhu ist inzwischen weit verbreitet und kommt gut in unserer Kulturlandschaft zurecht. Sein Einfluss auf seltene, nur noch in kleinen Beständen vorkommende Vogelarten kann groß sein. Es wird deswegen doch wohl niemand im NABU ernsthaft eine Bestandsregulation des Uhus fordern – nach Jahrzehnten großer und erfolgreicher Schutzbemühungen. Prädatoren wie Uhu, Habicht oder Fuchs können durchaus der letzte Sargnagel für Restvorkommen hochgradig bedrohter Vogelarten in den allerletzten verbleibenden Lebensraumresten sein. Es ist aber meines Erachtens mit nichts zu rechtfertigen und nicht mit dem Naturschutzgedanken zu vereinbaren, wenn wir diese Prädatoren dafür töten – egal ob sie Federn oder Fell haben.

Text: Dr. Martin Steverding

Passend zum Thema – „Mehr als 450.000 Füchse wurden in Deutschland in der Saison 2019/20 getötet“

https://www.geo.de/natur/tierwelt/erste–bundesweite-fuchswoche—ballern–was-das-zeug-haelt-31404500.html

andere, positiv beeindruckende Erfahrungen, das gibt es auch!!!

https://www.brennglas.com/filme/guenther-schumann-und-feline-mehr-als-freunde/index.php