Foto: Hubert Spogahn

 

Insektensterben ist in aller Munde. Ich möchte mich hier nicht mit den Ursachen beschäftigen, sondern Hilfestellungen geben, wie wir insbesondere den Wildbienen durch Angebote mit Nisthilfen und geeigneten Pflanzen helfen können, sich erfolgreich zu vermehren.
In Deutschland tummeln sich immerhin mehr als 500 Arten dieser faszinierenden und vielfältigen Wesen. Den meisten Menschen sind die „Bienen“ als Honigbienen bekannt. Wenn man sich aber mit Nisthilfen für Wildbienen beschäftigt und ihr Treiben beobachtet, sieht man sie fast überall auf der Suche nach Nistmöglichkeiten. Die Bedeutung der Wildbienen bei der Bestäubung von Blütenpflanzen wurde bisher unterschätzt. Wildbienen sind nicht aggressiv. Sie haben zwar einen Stachel, der wird aber nur benutzt, um Beutetiere (z.B. Spinnen) zu lähmen. Für den Erfolg der Fortpflanzung ist bei ihnen Flucht statt Angriff der Erfolg zum Überleben.
Eine Voraussetzung für Wildbienen im eigenen Garten oder auf dem Balkon sind geeignete Pollen- und Nektarquellen. Eine artenreiche Bepflanzung sollte idealerweise aus einheimischen Blumen, Bäumen und Sträuchern bestehen. Als Beispiel sei hier die Weide als erster Pollenspender im Frühjahr genannt. Von ihr gibt es zahlreiche kleinwüchsige Arten. Besonders bienenfreundlich sind auch Natternköpfe und Glockenblumen. Viele Pflanzenarten werden als Samenmischungen angeboten mit dem Hinweis: Bienenweide oder Nützlingswiese. Wichtige Pflanzenfamilien sind die Korb-, Schmetterlings- und Lippenblütler.

Neues Insektenhaus im Bürgerpark

Ca. 70 % der Wildbienenarten nisten im Erdboden. Der restliche Anteil nutzt Hohlräume (20 %), markhaltige Pflanzenstängel (5 %) und bei ca. 5 % ist der Nistort unbekannt.
Das Selbermachen von Nisthilfen beschränkt sich meist auf Hohlraumangebote aus Schilf, Knöterich, Brombeerstängel, Bambus oder Bohrungen in Hartholz. Genauere Anleitungen dazu befinden sich weiter unten.
Im Bürgerpark am Krankenhaus ist im Januar ein neues Wildbienenhaus („Hotel“) in Absprache mit der Stadt und der NABU-Gruppe aufgestellt worden. Das alte Haus wurde entfernt, weil es marode war und nicht mehr dem aktuellen Stand von geeigneten Nisthilfen entsprach. Das neue Haus wurde aus alten Eichenbalken konstruiert, die von einer vom Sturm zerstörten alten Scheune stammen. Auch für die Nisthilfen mit Bohrhohlräumen wurde ebenfalls altes Eichenholz verwendet. Es ist sehr trocken und dürfte nicht mehr reißen. Noch ist das Haus nicht komplett bestückt, es sollen noch Nisthilfen aus gebranntem Ton (von Barbara Stockhaus aus Mecklenburg-Vorpommern) eingefügt werden. Unter dem Haus entsteht ein Hochbeet mit verschiedenen Sandfüllungen als Angebot für Wildbienen, die im Boden nisten.

Übrigens:
Im Volksmund werden Nisthilfen bzw. Insektenhäuser auch Insektenhotels genannt. „Hotel“ ist insofern nicht ganz passend, da die Insekten bei der Entwicklung etwa 2 Monate bis 2 Jahre in ihren Brutröhren ausharren müssen. In Hotels wechseln die Gäste oft täglich. Googelt man den einen oder anderen Namen, findet man bei beiden jede Menge Beispiele zum Ansehen und Basteln.

Praktische Tipps für die Herstellung
01. Kein Stirnholz verwenden.
02. Holzbohrer verwenden.
03. Größe der Bohrungen zwischen 2 mm und 8 mm, bei Bambus auch mal 10 mm. Tiefe der Bohrlöcher mindestens 40 mm bis ganze Bohrerlänge. Bohrungen und Rohre müssen einseitig geschlossen sein. Gegebenenfalls mit Heißkleber verschließen.
04. Bohrungen entgraten, auch bei Bambus und Schilf.
05. Ab 5 mm Durchmesser mindestens 20mm Abstand zwischen den Bohrungen.
06. Keine Nisthilfen aus Leicht-bzw. Porenbeton.
07. Schilf und Bambus evtl. mit Bast, Draht oder Rohrringen bündeln. Nicht in Konservendosen mit Boden stecken.
08. Vertikale Stängel an den Außenwänden befestigen.
09. Bei Schilf darauf achten, dass es hohl ist
10. Kleinere Nisthilfen mit Laubsäge für Schilf und Knöterich, kleine Eisenbügelsäge für Bambus benutzen. Entgraten mit runder Schlüsselfeile , Schleifpapier oder kleinen Düsen- bzw. Flaschenbürsten. Auch Dekupiersägen und Standbohrmaschine sind gut geeignet.

Was sonst noch zu beachten ist
01. Das Dach eines Insektenhauses sollte nicht zu weit vorgezogen sein und am besten aus Doppelstegplatten bestehen.
02. Die Rückwand sollte in der Fläche nicht ganz geschlossen sein. Abstand von 10 bis 15 mm zwischen den Brettern.
03. Offene Seite des Insektenhauses sollte nach Süden ausgerichtet sein und möglichst nicht im Schatten stehen.
04. Nisthilfen ab Ende Februar aufstellen
05. Dünnen, grobmaschigen Draht lose (flatternd) vor die Vorderseite des Insektenhauses hängen (Schutz vor Vögeln).
06. 2 bis 3 verschiedene Sorten Sand in Kästen unter das Haus stellen oder unten ins Haus einfügen, z. B. Gelber Sand, Rheinsand oder Lehmboden mit Sand gemischt. Mischungsverhältnis: 2 bis 10 Teile Sand auf 1 Teil Lehm.

Eine ausführliche Anleitung gibt es unter
nabu-borken.de/insektenhaus

Hubert Spogahn