Foto: NABU/Kathy Büscher

Am 3. Juli 2019 veranstaltete die NABU-Gruppe Bocholt einen zweiten Bürgerdialog zum Thema „Mehr Stadtgrün in Bocholt“ in der Familienbildungsstätte (FABI). Michael Kempkes und Dr. Lisa Heider moderierten den Dialog zwischen rund 25 Besuchern, die sich für Naturschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzen möchten. Unter ihnen waren auch Vereinsmitglieder, Vertreter des Grünflächenamtes und des Entsorgungs- und Servicebetriebes (ESB), sowie Politiker der CDU, sozialen Liste und FDP. In dieser vielfältigen Gruppe bot sich die Möglichkeit, Verknüpfungen zu schaffen und auf eine bessere Zusammenarbeit hinzuarbeiten. Den beiden Fragen „Was bewegt uns?“ und „Welche Möglichkeiten haben wir etwas zu verändern?“ entsprangen viele Anregungen und Sichtweisen, die sich unter den Themenbereichen geplanter Ausbau des Nordrings/Westrings, Artenvielfalt, Mobilität und Kommunikation zusammenfassen lassen.

Geplanter Ausbau des Nordrings/ Westrings

Ein Schwerpunkt des Dialogs war der geplante Ausbau des Nordrings, wozu es verschiedene Meinungen gab. Befürworter und Gegner des Projektes tauschten sachlich ihre Anmerkungen aus.

  • Es besteht Sorge um eröhte Lärmbelästigung, mehr Treibhausgase und Reifenabrieb durch den Nordring.
  • Lärm belästigt derzeit aber auch die Anwohner der vielbefahrenden Straßen, die es zu entlasten gilt.
  • Der Plan ist nicht mehr zeitgemäß. Er entspricht weder dem akuten Bedarf für mehr Klimaschutz, noch den realen Bedürfnissen in den neuen Wohngebieten.
  • Der Plan ist ineffektiv, wird Individualverkehr fördern und Schleichwege provozieren.
  • Jeder Einzelne steht in der Verantwortung weitestgehend auf das Auto zu verzichten. Dazu müssen sich Gesellschaftsnormen, zum Beispiel durch Gesetze, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit, ä
  • Es ist noch nicht zu spät den Nordring, zum Beispiel durch eine Bürgerinitiative, zu verhindern.
  • Der NABU lädt zu einer öffentlichen Begehung des Teilabschnitts (B-Plan 10-7 Nordring) in Stenern ein. Interessierte können sich vor Ort ein Bild der betroffenen Ökosysteme machen und sich mit Experten austauschen. Treffpunkt ist am 31.08.2019 um 14:00 bei Getränke Hüning, Hemdener Weg 147, 46399 Bocholt.
  • Es fehlen Alternativen zum Nordring! Um den Individualverkehr und das Pendeln einzuschränken, muss Ursachenbekämpfung stattfinden. Möglichkeiten für Fahrgemeinschaften und Carsharing sollten ausgelotet, und das ÖPNV- und Radweg-Netzwerk verbessert werden.
  • Die CDU möchte sich für einen Kompromiss einsetzen, bei dem nur ein Teilabschnitt des Nordrings gebaut wird. Auf die Erweiterung des Westrings sollte ganz verzichtet werden.
  • Der Nordring muss kompensiert werden. Hierzu wurde vorgeschlagen den Innenring einseitig zu sperren oder ganz wegzunehmen und in Bocholt massive Aufforstung zu betreiben.
  • Die Stadt Bocholt sollte mit den Anwohnern des Nordring-Bereiches direkt kommunizieren, und in Erfahrung bringen, ob der Bau überhaupt gewünscht ist. Gemeinsam könnten Alternativen erarbeitet werden.
  • Nordring-Gegner sollten Druck auf befürwortende Parteien und die Stadt ausüben. Die bisher eingereichten Anträge und Bescheide sollten dafür noch einmal auf ihre Lücken in der Argumentation geprüft werden.

Artenvielfalt

Viele Teilnehmer beobachten besorgt das voranschreitende Artensterben in Bocholt. Thematisiert wurden Wildblumen, Bäume, Vögel und Insekten.

  • Die Bürger könnten Stadtbäume gießen. Das ESB und Grünflächenamt sollte diese Bitte expliziter machen und gegebenenfalls direkte Gespräche mit Anwohnern führen.
  • Die Stadt hat Vorbildfunktion und soll alle öffentlichen Grünflächen artenreich gestalten.
  • Bürger könnten Wildblumen auf öffentlichen Flächen und Straßenrandstreifen aussäen.
  • Schottergärten sollten verboten werden, oder durch Aufklärung verhindert werden.
  • Artenreiche Gärten und bürgerliches Engagement im Naturschutz sollten belohnt werden, entweder durch Preisgelder von der Stadt oder durch Anerkennung in der Presse. Der BBV könnte z.B. eine Reihe „Gutes Beispiel Naturschutz“ starten.
  • Anlässlich ihres 50- jährigen Jubiläums sucht die FABI eine Fläche, auf der sie 50 Obstbäume pflanzen und pflegen kann.
  • Um weiterhin die Heckenpflege zu motivieren, sollte die Stadt Container für Heckenschnittreste zu Verfügung stellen.
  • Einzelne Bürger und Nachbarschaften sollten bei der Stadt Beetpatenschaften für öffentliche Beete und Verkehrsinseln beantragen können. Diese Aktion sollte in den Medien publik gemacht werden.

Mobilität

Fast alle Teilnehmer waren sich einig, dass ein klimaneutrales Mobilitätskonzept in Bocholt notwendig und möglich ist. Für ein solches Konzept gab es sowohl Vorschläge zum Inhalt sowie der strategischen Herangehensweise.

  • Es gibt schon zahlreiche modellhafte Konzepte in anderen Stä Die Stadt Bocholt muss es nur wollen, sich besser informieren und mit Experten austauschen.
  • Der Individualverkehr muss unattraktiver werden, z.B. durch Einbahnstraßen, Verkehrsinseln und Geschwindigkeitsbegrenzungen.
  • Es sollte ein Mobiltätsforum gegründet werden, in dem Bürger, Stadt und Interessenvereine (z.B. NABU und der ADFC) sich beraten.
  • Die Infrastruktur muss die Akzeptanz und Sicherheit für Fahrradfahrer verbessern.
  • Elektromobilität ist umweltschädigend und wird Bedrohungen für Klima und Ressourcen nur verlagern.
  • Bocholt braucht „Park and Rides“ in den Randgebieten, um den Verkehr in der Innenstadt zu minimieren.
  • Radschnellwege sollten nur dort entstehen, wo sie auch wirklich Sinn machen.
  • Idealerweise hätte Bocholt ein Seilbahnnetz, wie in München geplant.
  • Vorrangig fragten sich die Teilnehmer warum ein klimaneutrales Mobilitätskonzept von der Stadt gebremst wird, wobei alle Parteien und die Mehrzahl der Bürger dafür ist?
  • Der NABU hat eine Petition für den Klimanotstand in Bocholt ins Leben gerufen. Mit diesem Status würde die Stadt das Mobilitätskonzept ernsthafter und schneller verfolgen.

Kommunikation verbessern

  • Rats-und Ausschusssitzungen sind öffentlich und sollten von mehr Bürgern besucht werden.
  • Generell stehen die Türen der Parteien für die Bürger zum Gespräch jederzeit offen.
  • Food-sharing, ein vielversprechendes Konzept gegen Lebensmittelverschendung, sollte mehr Werbung machen.
  • Naturschutz-relevante Themen in der Druckpresse lesen zu können ist genauso wichtig, wie Informationen über soziale Medien zu teilen.
  • Die Bürger wünschen sich vom NABU über aktuelle Themen informiert zu bleiben, z.B. über die Presse. Auch weitere Gesprächsplattformen, auf denen sich verschiedene Akteure austauschen können, sind gewü

Die NABU-Gruppe Bocholt freut sich über die konstruktive Veranstaltung und bedankt sich bei allen Teilnehmern. Ein weiterer Bürgerdialog findet vorraussichtlich im Herbst 2019 statt. Genauere Informationen werden in der Presse und auf dieser Website bekannt gegeben.