Der Große Schillerfalter wird in Rhede und Umgebung ab und zu beobachtet. Dann sitzt er meistens auf dem Boden, denn er besucht praktisch nie Blüten. Vielmehr lebt er von Mineralien und Salzen, die er an feuchter Erde, Tierkot oder an Aas aufnimmt.

Ansonsten hält sich der Große Schillerfalter gerne in den Kronen großer Bäume auf. Hier oben treffen sich auch Männchen und Weibchen zur Paarung.

Von Mitte Juni bis Ende August – abhängig von Witterung und Region – kann man vor allem in den heißen Mittagsstunden in den Genuss einer Schillerfalterbeobachtung kommen. Dabei schillern die Männchen je nach Lichteinfall wunderschön von Braun- zu Blautönen. Die sich ändernde Färbung hat nicht mit echten Farben, sondern mit dem Lichteinfall in den winzigen Luftkammern der Schuppen zu tun. Die Weibchen schillern nicht, sondern schmücken sich mit samtigen Brauntönen.

Anders als die meisten Schmetterlingsarten ist der Große Schillerfalter ein Waldbewohner. Er kann in Laub-, Misch- und sogar Nadelwäldern vorkommen. Ausschlaggebend ist, dass es lichte Bestände von breitblättrigen Weidenarten gibt, vorzugsweise von Sal-Weide (Salix caprea). Sie ist die bevorzugte Futterpflanze seiner Raupen. Da ist er übrigens nicht der einzige Falter. Auch die Raupen vom Großen Fuchs, der erfreulicher Weise neuerdings in Rhede häufiger beobachtet wird, lieben die Salweide. Aber anders als der Schillerfalter überwintert dieser als ausgewachsener Schmetterling geschützt in Höhlen und Nischen. Unser Großer Schillerfalter dagegen verbringt den Winter im Raupenstadium in den Zweigen seines Fraßbaums! Die kleine Raupe sitzt dann entweder direkt am Ast an einer Knospe (Foto) oder in einer Astgabel. Einmal entdeckt, kann man sie anhand ihren winzigen „Hörnern“ gut bestimmen.

Die Raupen schlüpfen ab August aus den Eiern, die das Schmetterlingsweibchen meistens an den unteren Ästen von Weidenbüschen an luftfeuchten, eher kühlen Standorten ablegen. Sie sind den Sommer über zunächst noch grün, sodass sie auf den Blättern schwer zu finden sind. Man spürt sie dann am ehesten anhand der Fraßspuren auf, denn sie lassen beim Fressen die Mittelrippe der Blätter stehen. Mit Beginn des Herbstes passen die nun etwa drei Monate alten Räupchen ihre Farbe den bräunlichen Blättern und Weidenzweigen an. Bis zum Wintereinbruch sitzen sie noch festgesponnen am alten Fraßblatt, das jetzt oft baumelnd herabhängt. Den Winter verbringen sie dann gut getarnt regungslos im Geäst, eng an einen Zweig oder in eine Astgabel geschmiegt. Wenn es wieder wärmer wird, fressen sie zunächst die Knospen. Mit dem Laubaustrieb verändern sie erneut ihre Farbe ins Grünliche und fressen sich nun bis zur Verpuppung Mitte Mai an den frischen Weidenblättchen satt. Aus den Puppen schlüpfen im Juni / Juli die Falter. Die Flugzeit dauert etwa bis Ende August.

So ungeschützt, aber gut getarnt, verbringt die junge Schillerfalterraupe den Winter!
Foto: Walter Schön

Merke: Bei Pflegearbeiten bitte Salweiden schützen! Besonders Sträucher an luftfeuchten Wald-und Wegrändern sind für den Großen Schillerfalter überlebenswichtig.

Überhaupt ist die Salweide die wichtigste heimische Futterpflanze für eine Vielzahl von Tag- und Nachtfalterraupen. Laut Literatur leben fast 60 Arten an ihr; ganz zu schweigen vom Blütennektar, den die Weidekätzchen als Nahrung für Falter und Bienen schon früh im Jahr liefern.

Der Große Schillerfalter ist einer unserer größten heimischen Schmetterlinge. Mit wissenschaftlichem Namen heißt er „Apatura iris“. Iris war in der griechischen Mythologie die „Göttin des Regenbogens“. Tun wir alles, um diesen wahrlich ehrwürdigen Namen mit dem Schmetterling zu erhalten!

Marianne Harborg

 

Quellen:

Settele, J. et al., Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands, Ulmer, Aufl. 2015;

Bellmann, H., Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer, Franck-Kosmos, 2003;

Hermann, G., Tagfalter suchen im Winter, Books on Demand, 2007.

Empfehlenswerte Seiten im Internet:

https://www.schmetterling-raupe.de/

https://lepiforum.org/wiki/page/Apatura_iris