Ein Edelfalter in Rhede und Umgebung

Der diesjährige Schmetterling des Jahres ist der Kaisermantel. Er zählt zu den Edelfaltern und lebt gerne in lichten, blütenreichen Bereichen von etwas feuchteren Wäldern.

In südlicheren Gefilden Deutschlands ist der Kaisermantel nicht selten, aber es gibt ihn auch im Münsterland. In der Davert, einem großen Waldgebiet im Bereich Münster, ist ein großes Vorkommen bekannt und sogar in Rhede wird er hin und wieder gesichtet. In den letzten Jahren mehren sich hier die Beobachtungen.

Die Meldungen kamen bisher vor allem aus dem noch schönen Teil des Prinzenbusches und aus einigen Gärten in der Nähe. Am häufigsten wurde der Kaisermantel im heißen Sommer 2018 gesehen; dort waren Mitte Juli sogar mehrere Falter gleichzeitig zu beobachten.

Dann, im Sommer 2020, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: sogar in unserem „waldfernen“ Garten an der Südstraße tauchte er auf! Es war schon Mitte August und der Falter offensichtlich nicht mehr der jüngste. Es war ein Weibchen. Es flog im Blumenbeet umher und saugte an Skabiosenblüten. Ob es vielleicht auf Wanderschaft war, auf der Suche nach schönen alten Wäldern mit verlockend vielen Veilchen? Neben Bäumen mit grober Rinde als Versteckmöglichkeit ist nämlich das Vorkommen von Veilchenarten für den Fortbestand der Art unerlässlich, denn die Fortpflanzungsmethode der Kaisermäntel ist etwas speziell. Nach einem besonderen Paarungsritual, bei dem die Duftstreifen des Männchens eine große Rolle spielen, legen die Weibchen ihre Eier einzeln in die Ritzen der Baumrinde, nicht allzu hoch über dem Boden. Im Spätsommer schlüpfen die Raupen, fressen ihre gerade verlassene Eihülle und verbergen sich dann tiefer in der borkigen Rinde, um dort zu überwintern. Erst im Frühjahr, frühestens im März, kriechen sie hervor und hinunter zu den in der Nähe wachsenden Veilchen, um daran zu fressen. Andere Pflanzen kommen als Raupennahrung nicht infrage. Die Falter schlüpfen Anfang des Hochsommers im Juli.

Der Kaisermantel (Argynnis paphia) ist der größte heimische Perlmutterfalter. Er ist  etwas größer als ein Zitronenfalter und deutlich größer als der ähnlichfarbige C-Falter. Die Flügel sind oberseits leuchtend orangebraun und tragen ein Muster aus dunklen Punkten und Zeichen. Anders dagegen die Unterseite der hinteren Flügel: sie ist hell-grünlich mit silbernen Streifen. Sie machen den Kaisermantel in beiden Geschlechtern unverkennbar. Er wird deshalb manchmal auch „Silberstrich“ genannt.

Mehrere Wochen lang kann man die Kaisermäntel entlang von sonnigen Waldrändern, an breiten Waldwegen oder auf Lichtungen mit reich blühenden Hochstaudenfluren z. B. an Wasserdost, Disteln, Baldrian oder Brombeeren bei der Suche nach Nektar beobachten.

Dies ist ein Kaisermantel-Weibchen. Bei den Männchen ist das Flügelmuster oberseits etwas anders. Sie haben auf den Vorderflügeln zusätzliche waagerechte Streifen, die Duftschuppen tragen, mit denen sie die Weibchen betören. Foto: NABU / Marianne Harborg

Der Kaisermantel wurde zum Schmetterling des Jahres gekürt als Botschafter für die Bedeutung von gesunden und naturnahen Wäldern.

Ein niederländischer Schmetterlingskundler erzählte mir einmal gerüchteweise, dass es in Holland nahe der Grenze einen Gutsbesitzer gebe, der vor Jahren in seinen großen Garten ganz gezielt Veilchen zu seinen Bäumen gepflanzt habe. Danach seien die Beobachtungen von Kaisermänteln in der Region rund um Winterswijk deutlich häufiger geworden. Eine wahre Geschichte? Wer weiß…. Ich habe in unseren Garten jedenfalls schon ziemlich viele Veilchen gepflanzt!

Wir würden uns sehr über die Meldung von Beobachtungen freuen unter harborg@nabu-borken.de! Gerne nehme ich auch weiterhin Beobachtungen vom Grünen Zipfelfalter und vom Großen Schillerfalter entgegen.

Marianne Harborg