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Einige Politiker aus verschiedenen Parteien bzw. Ratsfraktionen in Bocholt trugen den Wunsch an den NABU-Kreisverband Borken heran einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, mit dessen Hilfe Ratsentscheidungen zugunsten des Klimas und auch eines umfassenderen Artenschutzes getroffen werden können. In mehreren internen Sitzungen und in Beratungsgesprächen mit der Politik formulierten wir unsere Ideen und auch Forderungen und stellten sie dar.

Sämtliche Forderungen sind fachlich fundiert und zudem mit verhältnismäßig geringem Aufwand zu realisieren. Dass sie teilweise nicht unwidersprochen bleiben würden, überrascht uns nicht, da es teilweise auch bedeutet, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Wenn wir etwa den Verzicht von Kiesgärten propagieren, dann ist das fachlich unbedingt richtig, denn grüne Gärten mit einer Vielfalt an Pflanzen sind Schutzzonen für Tiere und verlangsamen den Klimawandel bzw. tragen zur Stabilisierung des innerstädtischen Klimas bei. Selbst ein ökologisch wenig wertvoller englischer Rasen hat einen deutlichen Effekt auf die Entwicklung von Temperaturspitzen an heißen Sommertagen, und trägt im Gegensatz zur versiegelten Fläche oder zum Kies zur Abkühlung des Umfelds auch über die Grundstücksgrenzen hinaus bei.

Der Erhalt vor allem großer Bäume und die notwendige Neuanpflanzung weiterer Gehölze trägt in doppelter Hinsicht zum Klimaschutz bei. Bäume speichern nicht nur auf lange Zeit Kohlenstoff, sie tragen auch zur lokalen Frischluftversorgung bei, kühlen im Sommer das Umfeld und filtern Staub aus der Luft, der dann die Atemwege der Menschen nicht mehr belastet. Maßnahmen zur Aufforstung lassen sich auch sehr gut mit der Gewässerrenaturierung kombinieren, indem Auwälder geschaffen werden. Diese zählen zu den artenreichsten Lebensräumen unserer ursprünglichen Naturlandschaft und tragen gleichzeitig zum Hochwasserschutz und zum Erhalt des Grundwassers bei. Es ist dabei unverzichtbar, auf einheimische Gehölze zu setzen, denn nur die bieten einer Vielzahl anderer Organismen Lebensraum, die notwendigerweise zu einem intakten Wald dazugehören, und ohne die ein Wald weitaus weniger resistent gegen Trockenheit oder extreme Hitze ist. Das sieht man besonders deutlich an den Fichtenplantagen, die vor allem deswegen so sehr unter dem Borkenkäfer leiden, weil die Fichte nicht an unsere Region angepasst ist und sich unter Hitze- und Trockenstress nicht gegen ihre Schädlinge zur Wehr setzen kann.

Dass sich die Landwirte nicht begeistert darüber zeigen, dass wir mehr Heckenanpflanzungen fordern, ist für uns nicht nachvollziehbar. Die früheren Bauerngenerationen haben ihr Land stets mit Hecken umfriedet und wussten den umfassenden Nutzen der Hecken zu schätzen. In jedem Fall sorgen Hecken als Windbrecher für mehr Sicherheit und sie bieten unzähligen Tieren (Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögeln, Kleinsäugern) Lebensraum, Nahrung und Verstecke. Der Nutzen ist also sehr vielfältig! Konkret profitieren Landwirte von Heckenstrukturen durch den Rückgang der Bodenerosion und durch steigende Bestände von Tieren (bspw. Singvögel), die ihrerseits auf den Ackerflächen Schädlinge vertilgen.

Der 40-Punkte-Plan ist sicherlich ambitioniert, aber er ist angesichts dramatischer Veränderungen in der Landschaft und im Klima unverzichtbar. Die Maßnahmen sollten schnell und unbürokratisch beschlossen und umgesetzt werden. Im Zeichen der parteipolitischen Neutralität des NABU und vor allem im Sinne des Erhaltes der Lebensgrundlagen kommender Generationen, hoffen wir darauf, dass die Parteien ausschließlich sachlich und nicht ideologisch geprägt die Maßnahmen angehen mögen. Umwelt-, Natur-, Klima- und Artenschutz ist zu wichtig (existenziell!), als dass er in den Wahlkampf gezogen werden darf.

Hier finden Sie die Vorschläge des NABU zum Download: Klimaschutzmaßnahmen Bocholt