Junge Füchse beim Spielen zu beobachten, gehört zu den schönsten Naturerlebnissen, die in unserer heimischen Landschaft möglich sind. Unvergessen ist ein Maiabend vor mehr als 25 Jahren in Rhede, an dem ich mich einige Stunden lang auf einen Hochsitz gesetzt hatte, der direkt neben einem bekannten Fuchsbau stand. Sieben kleine Rabauken spielten und rauften unter dem Hochsitz, rannten hintereinander her, klauten sich gegenseitig Stöcke und Kiefernzapfen. Vier von ihnen, alle irgendwie gegenseitig in die Schwänze, Füße und Ohren des jeweils anderen verbissen, rollten als eine flauschige Fuchskugel eine kleine Böschung herunter. Unten angekommen fiel die Kugel auseinander und das wilde und absolut vergnügt wirkende Spiel ging weiter.

Könnten Sie, liebe Leser*innen, sich vorstellen, diese Fuchswelpen zu töten? In der weit verbreiteten Jagdzeitschrift „Wild und Hund“ war 2005 der Artikel „Jungfuchsfang am Bau: Alle auf einmal“ zu lesen. Darin wurden umfangreiche Praxistipps gegeben, wie man die Fuchswelpen am Baueingang mit einer Welpenfalle fängt. Dabei wurde geschrieben, wie man die Fuchsmutter durch raschelnde Plastiktüten an den Bäumen vergrämen kann, damit sie die Jungen aufgibt. Und danach: „Die gefangenen Welpen werden durch Kopfschuss mit einer Waffe in zugelassenem Kaliber getötet, entweder in der Falle oder außerhalb“. Der Text schließt mit dem folgenden Absatz: „Nur zu verständlich, wenn daher viele Jäger den Welpenfang aus emotionalen Gründen ablehnen. Aber man darf nicht vergessen, dass damit Füchse tierschutzgerecht der Wildbahn entnommen werden können und wir nur so die ausufernde Fuchspopulation wirklich in den Griff bekommen.“

Die Rede von der Tierschutzgerechtigkeit ist an Zynismus schwer zu überbieten und das Ausufern von Fuchspopulationen bei Einstellung der Jagd ist mehrfach klar widerlegt. Zum Glück lehnt tatsächlich ein Teil der Jägerschaft diese barbarische Jagdmethode ab, aber sie ist auch 17 Jahre nach Erscheinen des zitierten Artikels weiterhin gemäß Jagdgesetz legal und wird weiterhin auch im hiesigen Raum praktiziert.

Jetzt im März werden die meisten Fuchswelpen geboren. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie demnächst vor dem Bau spielen und raufen dürfen, statt im Alter von vielleicht sechs Wochen in der Falle den tödlichen Kopfschuss zu bekommen oder erschlagen zu werden. Nicht selten wird die Kugel gespart und stattdessen der Knüppel benutzt.

Hätten Sie, liebe Leser*innen gedacht, dass solche Grausamkeiten hier bei uns geschehen? Alle Jäger, die sich nicht ausdrücklich von diesen Methoden distanzieren, sind uns dafür eine Erklärung schuldig. Sie müssen sich fragen lassen, warum sie zu einer solchen Barbarei in der Lage sind und was sie dabei empfinden. Sie sollten nicht länger hoffen, dass die Bevölkerung weiterhin nichts von diesen Machenschaften erfährt.

Text: Dr. Martin Steverding

Fotos: Johanna Kurz