Der letzte Pflegeeinsatz in diesem Jahr führte die Helfer*innen des NABU Kreisverbandes in ein Naturschutzgebiet des Nordkreises. Dort wo normalerweise ein komplettes Zutrittsverbot herrscht, hatte der NABU in diesem Jahr bereits Arbeitseinsätze geleistet. Nun waren letzte Feinarbeiten angesagt. Im Focus diesmal: hier unerwünschte „Kussel“!

Mit dem Begriff Kussel  wird eine Wuchsform von Pflanzen bezeichnet. Gemeint sind einzelnstehende junge Schösslinge, insbesondere niedrig-buschig wachsende Kiefern, aber auch Birken. Die Entfernung derselben wird dann als Entkusselung bezeichnet. Entkusseln als Handarbeit wechselte sich an diesem letzten Samstag vor Weihnachten ab mit weiteren wenigen Mäh- und Schnittarbeiten. Vornehmlich wurden „unerwünschte“ Kussel samt Wurzelwerk aus dem feuchten Grund gezogen. Das ist die nachhaltigste Methode, um einer Verbuschung des Heideweihers und anrainender Uferbereiche vorzubeugen. So wird einer Verschattung dieser Lebensräume vorgebeugt, in denen seltene, geschützte Pflanzen und Insekten auf eine überlebensnötige abgestimmte Sonneneinstrahlung angewiesen sind.

Mittlerweile kämpfen die NABU Helfer*innen um die Existenz dieses Refugiums mit seinen letzten seltenen Pflanzen, Amphibien, Reptilien und Insekten. Zu hohe Nährstoffeinfuhren aus der Luft und durch pflanzliche Einbringungen machen Sorge, denn der Heideweiher ist ein oligotrophes, also nährstoffarmes Gewässer mit einer hierauf angewiesenen Vegetation und Fauna.

Aber jetzt ist der kleine See erst mal wieder befreit von wuchernden Gräsern, Sträuchern und Baumschößlingen. Gut, dass es dieses Jahr wieder halbwegs normale Niederschläge gab, auch das führte zu einer wichtigen Erholung des uralten Moorhabitats, welches unser Natur- und Heimaterbe ist.

Belohnt wurden die NABU-Pflegegruppe mit einer einmalig schönen skandinavisch anmutenden Landschaft. Kaum vorstellbar, aber so sah es früher in unserer Heimat weitflächig und vielerorts aus.

Unsere Moorbiotope sind gegenwärtig vielfach in den höchsten Gefährdungskategorien der Roten Listen eingestuft. Heute weiß man: Moore sind echte Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise. Sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt zusammen. Anfang September 2021 hat das Bundesumweltministerium deshalb die „Nationale Moorschutzstrategie“ veröffentlicht. Hier werden die Erkenntnisse der Moorforschung mit Strategien zum Klima- und Artenschutz gekoppelt. Mit der richtigen Anstrengung und Geduld müssen wir diese einmaligen Biotope schützen und den zerstörten Bereichen wieder Leben einhauchen.

Die „Moor-Aktiven“ des NABU im Kreis Borken leisten seit Jahrzehnten diesen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und bewahren somit das Zuhause unzähliger Arten unserer Heimat.

Bei dem Pflegeteam  handelt es sich um eine sehr aktive Gruppe von älteren und jüngeren Menschen, Berufstätige und Rentner*nnen, Schüler*nnen und Studierende. Die Helfer*nnen kommen aus dem gesamten Kreisgebiet und nehmen auch weite Fahrten in Kauf, um Naturschutz aktiv zu gestalten. Die Arbeit macht Spaß. Es ist ein Workout an der frischen Luft, der durchaus zu nassen Füßen und auch zu Muskelkater führt. Nicht nur am Wochenende auch in der Woche treffen sich hilfsbereite Naturbegeisterte, um diese wichtigen und dringend nötigen Pflegemaßnahmen zu leisten.

Machen Sie doch auch mit. Alles geschieht freiwillig und eine Mitgliedschaft ist nicht nötig. Sie gehören dann zu den Menschen, die wissen, dass sie Sinnhaftes tun. Die gemeinsame Arbeit schafft Kontakte und macht viel Freude.

Rolf Souilljee ist Leiter der Pflegeeinsätze und informiert gern. Tel 02871 184916

Allen Helfer*innen und Leser*innen eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute zum Neuen Jahr.

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Text und Fotos (copyright!): Norbert Osterholt