Der Kreis Borken hat die Entnahme von Oberflächenwasser aus Seen, Teichen, Flüssen und Bächen verboten und unter Strafe gestellt. Eine richtige Maßnahme, die aber aus unserer Sicht viel zu spät kommt. Viele Teiche und Bäche sind bereits komplett ausgetrocknet oder zumindest ist der Wasserstand so niedrig, dass die dort lebenden Tiere und Pflanzen kaum noch Überlebenschancen haben.
Viel zu lange hat man abgewartet, bis nun endlich Konsequenzen aus den Dürrezeiten gezogen werden. Und diese Konsequenzen sind letztlich nur Symptombekämpfung; die wesentlichen Ursachen werden dagegen nicht beseitigt. Es ist aber mit den Oberflächengewässern nicht getan. Ein mindestens genauso großes Problem tut sich unter der Erdoberfläche auf. Seit einigen Jahren können die Grundwasserkörper in den regenreicheren Zeiten die Verluste der trockenen Sommer nicht mehr ausgleichen. Der Grundwasserpegel nimmt von Jahr zu Jahr ab, mit weitreichenden Folgen für die Natur. Bei den Bäumen und Sträuchern erhalten die Flachwurzler kein ausreichendes Wasser, weil in den oberen Wasserschichten durch die Dürre kein Regenwasser mehr verfügbar ist und das Grundwasser nicht erreicht werden kann. Pflanzen vertrocknen, teilweise kollabieren ganze Wälder, weil beispielsweise Monokulturen von Fichten komplett absterben. Auch unser Hauptbaum, die Buche kommt mit den Hitzeperioden immer weniger klar. Weniger Bäume bedeutet mehr Hitze, da sich die Böden weiter aufheizen und das Klimaproblem verstärken.
Auch für uns Menschen im Kreis Borken wird der niedrige Grundwasserstand ein immer größeres Problem. Denn die Tatsache, dass zu wenig Regenwasser auf natürliche Weise versickern kann, weil wir immer mehr Flächen mit wasserundurchlässigem Beton und Asphalt versiegeln, führt zu einer immer geringeren Bildung neuer Grundwasserkörper, aus denen wir schließlich unser Trinkwasser beziehen. Viele Wasserwerke warnen schon heute vor temporären Versorgungsengpässen bei TRINKWASSER. U.a. hatte der Wasserverband Stadtlohn/Vreden/ Südlohn in der Vergangenheit bereits nicht mehr ausreichend Trinkwasser und kauft dieses von den Stadtwerken Borken hinzu. Wasser wird somit nicht nur in den Trockengebieten Afrikas oder Amerikas zum wertvollen Gut, sondern immer mehr auch bei uns.
Unsere Bürger wurden in den letzten Jahren immer wieder beruhigt, dass noch immer genügend Trinkwasser vorhanden sei und so fühlen sich die meisten Menschen hier nicht persönlich verantwortlich. Das Regenwasser wird auf den versiegelten Flächen meist über den Regenwasserkanal entsorgt und landet nach kurzer Zeit in den Fließgewässern und später in der Nordsee. Bei hochsommerlicher Trockenheit hingegen stellen die Bürger riesige Pools auf, die mit aufwendig aufbereitetem Trinkwasser befüllt und häufig zudem mit Chlor vergiftet werden. Der Rasen darf selbstverständlich auch nicht braun werden und wird ebenfalls mit hochwertigem TRINKWASSER bewässert.
Auch in der Landwirtschaft wird weiterhin bei Trockenheit aus Tiefenbrunnen mit Wasser gesprengt, damit beispielsweise Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais gut gedeihen, während dagegen im Frühjahr mit hohem Aufwand über Drainage Flächen entwässert werden.
Das Wasserproblem wird aus unserer Sicht noch immer verharmlost und viel zu wenig in der Öffentlichkeit kommuniziert. Es bedarf endlich eines „Masterplanes Wasserschutz“, um bei der Versiegelung, beim Wasserverbrauch, beim Festhalten von Regenwasser zu Lösungen zu kommen und das Problem nicht weiter zu ignorieren. Jeder Einzelne sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und seinen Beitrag leisten. Ein brauner Rasen ist dann sicherlich das geringere Problem.
Wir fordern von daher folgende Maßnahmen:
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Ein Konzept für alle 17 Kommunen des Kreises Borken und für die kreiseigenen Flächen nach dem Vorbild der Schwammstadt. Wir benötigen dringend ein nachhaltiges Regenwassermanagement, um innerstädtische Grün natürlich bewässern zu können und für eine Abkühlung durch Verdunstungskühle zu sorgen.
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Eine ausgeglichene Versiegelungsbilanz. Für neue Versiegelungen müssen alte Versiegelungen entfernt werden.
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Bei Neubauten und allen öffentlichen Gebäuden (außer unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden) eine Verpflichtung zur Dach- und Fassadenbegrünung.
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Öffentliche Grünflächen extensiver zu bewirtschaften. Weniger Mahden bedeuten weniger Energieaufwand, mehr gespeichertes Wasser und Abkühlung. Zudem sind extensiv bewirtschaftete Flächen ein wertvollerer Lebensraum.
Text & Bilder: Martin Frenk (Geschäftsführer NABU-KV Borken)