Wir halten Herrn Behrendt seine “Jugend” mal zu Gute für diese seiner Aussagen.
Denn erstens: Welche sämtlichen Projekte werden denn in Bocholt bedingungslos dem Klimaschutz untergeordnet?
Die Bauvorhaben im Bereich von Kubaai?
Die Bauarbeiten im Bereich der Erweiterung des Industrieparks Mussum?
Oder der Nordring und weitere Straßenbaumaßnahmen?
Durch die hier geplanten Dinge werden dann fast 100 Hektar Flächen versiegelt, die teilweise auch in Bocholt als Hitzereflektoren erheblich zur Erwärmung des innerstädtischen Klimas beitragen werden, und was sich bei Extremniederschlägen auch auf die dann zu erwartenden Hochwasserereignisse auswirken wird. Wie wirkt sich das auf Dauer auf unser Grundwasser aus? Wo soll das Regenwasser versickern können?
Zweitens auch so eine tolle Aussage:
“Natürlich müsse auch der Klimawandel berücksichtigt werden und die Versiegelung von Grünflächen ausgeglichen werden.”
Wie denn bitteschön?
Man kann Naturzerstörung nicht ausgleichen. Diese störenden Eingriffe in bestehende Ökosysteme lassen sich nicht mal eben ersetzen. Natur und Lebensräume von Pflanzen und Tieren kann man nicht vernichten und dann mal hundert Bäume neu pflanzen und einen Teich anlagen und beten, dass da wieder andere Tiere hinkommen.
Oder wenn man als “sogenannten Ausgleich” in einer ganz anderen Stadt dafür Bäume pflanzt, was haben die vertriebenen Tiere vor Ort denn davon? Das ist kein Ausgleich, in keinster Weise. Hier die Verhinderung der Zukunft für nachfolgende Generationen nur an diesen überflüssigen Straßenbau zu koppeln ist daher falsch. Bocholt und viele andere Städte haben eine bessere Zukunft als eine zusätzliche Straße verdient.
Viele andere Städte haben das erkannt und verstanden.
Bei uns ist man wohl der Ansicht, dass man durch das Verbot von “Plastikstrohhalmen” und ein paar weniger Plastiktüten genug für den Klimaschutz getan hat.
Eigentlich schade und traurig zugleich.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass es ein vorgeschobenes und nicht zutreffendes Argument ist, dass der Nordring zur Erschließung neuer Baugebiete notwendig sei. Durch die Anbindung an bestehende Straßen lassen sich ebenso gut weitere Baugebiete erschließen, wobei hier fraglich ist, ob diese angesichts einer prognostizierten Abnahme der Gesamtbevölkerung Bocholts überhaupt in diesen Ausmaßen notwendig sind.
Der NABU ist parteipolitisch neutral, allerdings fassen wir es mit einem großen Befremden auf, dass den ablehnenden Parteien „Ideologie“ vorgeworfen wird. Ist es nicht viel ideologischer, nur aus Prinzip (oder Trotz) eine Verkehrsplanung zu verfolgen, die aus den 1950er Jahren stammt und demzufolge völlig veraltet ist?
Und schließlich möchten wir klarstellen, dass Vertreter der Bocholter SPD unvoreingenommen an unserer Begehung der Trasse teilgenommen haben und sich danach ihre Meinung gebildet haben. Das ist verantwortungsvolle Politik zum Gemeinwohl! Weshalb ist eigentlich kein Vertreter der Jungen Union bei unseren Veranstaltungen gewesen? War die Meinung der jungen Leute schon so festzementiert? Schade, dass sich junge Menschen hier für die durchschaubaren Interessen der Autolobby derartig instrumentalisieren lassen … Bocholt braucht keine weiteren Straßen, sondern mehr Klimaschutz!
Rudolf Souilljee & Michael Kempkes für NABU KV-Borken e. V.