Symbolbild: Landstraße mit Radweg NABU/ H. May

Der NABU-Kreisverband Borken beobachtet diese Entwicklung bereits seit vielen Jahren mit zunehmend größer werdender Sorge. Alljährlich stirbt ein bedenklich großer Teil der neu gepflanzten Bäume bereits im ersten, manchmal auch erst im zweiten Sommer. Bevor wir näher auf einige der Ursachen eingehen, möchten wir diesen Artikel zum Anlass nehmen, um nochmalig auf die besondere Bedeutung älterer Bäume hinzuweisen. Nach unserer Wahrnehmung werden noch immer zu schnell ältere Bäume gefällt. Die Entscheidungen über die Fällungen im Umweltausschuss werden schnell getroffen und nur wenige (fachkundige) Ausschussmitglieder stimmen gegen die Baumfällungen! Jeder alte Stadtbaum ist angesichts der immer deutlicher werdenden Auswirkungen der Klimakrise unverzichtbar für die Stabilität des innerstädtischen Klimas. Von daher muss dringend ein Umdenken in Politik und Verwaltung erfolgen! Wir vermissen ein größeres Engagement für den Erhalt alter Bäume, auch wenn dies ggf. etwas kostet. Ihr Wert für das Klima, für die Biodiversität, für die Menschen, und nicht zuletzt ihre täglich erfolgenden kostenlosen, jedoch überaus wertvollen Ökosystemleistungen müssen viel mehr wertgeschätzt werden. Ein hochgedrücktes Pflaster darf nicht das Todesurteil für einen alten Baum sein; in dem Fall sind vielmehr kreative Lösungen gefragt, aber eben nicht die Säge. Besonders wertvoll sind alte Bäume, die nicht von Menschenhand gepflanzt wurden, sondern die sich auf natürlichem Weg ausgebreitet haben. Diese Bäume, etwa auf dem Grüngürtel, der dem Nordring zum Opfer fallen soll, sind in besondere Weise hitzeresistent und können die Trockenheit besser verkraften! Auch deshalb ist ihr Erhalt von besonderer Bedeutung und diese äußerst effiziente Klimaschutzmaßnahme muss nicht erst teuer geschaffen werden, sondern sie existiert bereits seit Jahrzehnten.

Nun zu den jungen Bäumen. Selbstverständlich begrüßen wir als Naturschützer das Anpflanzen junger Bäume durch die Stadt. Wir erkennen auch die Bemühungen der Mitarbeiter des ESB an, durch das Gießen mit Tankwagen und den Säcken, die Bäume durch die heißen und trockenen Sommer zu bringen. Es wäre zudem sehr wünschenswert, wenn viele Bocholter Bürgerinnen und Bürger sich am Gießen beteiligen würden, denn jeder Mensch profitiert schließlich vom Schatten und dem Sauerstoff der Bäume und jeder Bürger ist ein Teil der Stadtgesellschaft und somit auch verantwortlich.

Bezüglich der Straßenbäume müssten die Beete an vielen Straßen verbreitert werden. Die Wurzeln benötigen mehr Platz zum Ausbreiten. Es muss mehr Niederschlag versickern können. Vielleicht lässt sich durch mehr in den Straßenverkehr hineinragende, großzügig angelegte Beete auch der schnelle Straßenverkehr beruhigen. Die Entfernung versiegelter Flächen lässt weniger Hitzereflektion und damit mehr Regen zu. Wir plädieren ebenso dafür, dass mehr Bäume in Gruppen gepflanzt werden, die sich gegenseitig mit Schatten versorgen. Es muss künftig ein vorrangiges Ziel der Stadt sein, dass einerseits viel mehr Bäume erhalten werden und andererseits neue großzügige Flächen zum Anpflanzen neuer Bäume geschaffen werden. Nur so werden wir das innerstädtische Klima angesichts weiterer zu erwartender Hitzesommer einigermaßen stabilisieren können.

Michael Kempkes